Was bestimmt den Erfolg und Misserfolg von Kanzlerkandidaturen? Warum scheiterten die Versuche Kurt Schumachers, Franz Josef Strauß’, Rainer Barzels oder Oskar Lafontaines, ins Kanzleramt einzuziehen? Die hier versammelten Analysen über elf Kanzlerkandidaten, die sich aus der Opposition heraus zur Wahl gestellt haben sowie über den selbsternannten Kandidaten Guido Westerwelle decken den Zeitraum von der ersten Bundestagswahl 1949 bis zur Wahl des Jahres 2002 ab. Die Autorinnen und Autoren fragen nicht nur nach den Möglichkeiten und Bedingungen politischer Führung, sondern nehmen auch den Prozess des Scheiterns in den Blick. Sie folgen einem einheitlichen Analyseraster, das die drei Dimensionen institutionelles Handeln, gesellschaftlicher Hintergrund und biografisches Wirken umfasst. Als wichtige Erkenntnis der Einzelanalysen über die jeweiligen Kanzlerkandidaten wird festgestellt, dass sich „keine Gesetzmäßigkeit, keine Regelmäßigkeit, kein Muster [findet], um ihre Niederlagen systematisch begründen zu können“ (433) Allerdings haben sich – so Lösche in seinem Fazit –zwei entscheidende Faktoren herauskristallisiert, die über den Erfolg der Kandidatur bestimmen: Erstens spielen die politischen Inhalte eine zentrale Rolle und zweitens kommt es darauf an, ob „ein Kanzlerkandidat und seine Partei nicht nur prinzipiell koalitionsfähig sind, sondern ob sie konkret über ein oder gar zwei Koalitionspartner verfügen“ (434).