/ 22.06.2013

Andreas Langenohl / Jürgen Schraten (Hrsg.)
(Un)Gleichzeitigkeiten – Die demokratische Frage im 21. Jahrhundert
Marburg: Metropolis-Verlag 2011; 307 S.; 34,80 €; ISBN 978-3-89518-867-1Die Frage nach Krise und Zukunft der Demokratie scheint auf den ersten Blick so aktuell zu sein wie schon lange nicht mehr. Auf der einen Seite wird der Diskurs von Colin Crouchs pessimistischer These von der Postdemokratie bestimmt. Auf der anderen Seite offenbaren so unterschiedliche Phänomene wie der arabische Frühling oder der Protest der deutschen Wutbürger, dass die Idee der Teilhabe Potenzial besitzt für eine demokratische Erneuerung der Gesellschaft. „Die Debatte darüber, dass die Demokratie in der Krise ist, ist eines der Wesensmerkmale der Demokratie und so alt wie sie selbst“ (19), konstatieren allerdings Andreas Langenohl und Jürgen Schraten. Als Herausgeber der Festschrift für den Gießener Soziologen Helmut Dubiel ist ihnen die nicht ganz leichte Aufgabe zugefallen, zwölf inhaltlich wie normativ sehr unterschiedliche Beiträge einzuleiten. Während die Frage von Gewalt und Herrschaft in der Demokratie und hier besonders Dubiels Konzept des gehegten Konflikts manche Autoren verleitet, sich mit grundlegenden Fragen der demokratischen Kultur auseinanderzusetzen, orientieren sich andere stärker an praktischen Beispielen. Claus Leggewie sinniert etwa unter dem Titel „Die demokratische Frage heute“ über die ökologischen Herausforderungen und Andreas Langenohl untersucht die russische Jugendorganisation Naschi. In zwei weiteren Beiträgen werden die antisemitische Israelkritik beziehungsweise rechtsradikale Einstellungen thematisiert. Herauszuheben ist Martina Ritters Beitrag. Sie nimmt in Anschluss an Dubiels Demokratietheorie und in Abgrenzung zu Crouch eine Tour d’horizon vor, die von den Anforderungen einer partizipativen Demokratie über die Wechselwirkung von privatem und politischem Feld bis hin zum Rollenverständnis von Regierung und Bürger reicht. Bemerkenswert ist dabei die Einschätzung, wonach die „Chance auf demokratische Beteiligung [...] in den letzten Jahrzehnten unermesslich gestiegen“ (133) sei, zugleich aber Partizipation nicht mehr als politische, sondern mehr als gesellschaftliche Partizipation verstanden werde.
Stephan Klecha (SKL)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Institut für Demokratieforschung der Universität Göttingen.
Rubrizierung: 2.2 | 2.22 | 2.23 | 2.25 | 2.35 | 5.41 | 1.3
Empfohlene Zitierweise: Stephan Klecha, Rezension zu: Andreas Langenohl / Jürgen Schraten (Hrsg.): (Un)Gleichzeitigkeiten – Die demokratische Frage im 21. Jahrhundert Marburg: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/34647-ungleichzeitigkeiten--die-demokratische-frage-im-21-jahrhundert_41634, veröffentlicht am 02.02.2012.
Buch-Nr.: 41634
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Dr., wiss. Mitarbeiter, Institut für Demokratieforschung der Universität Göttingen.
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