/ 20.06.2013

Achim Hurrelmann
Verfassung und Integration in Europa. Wege zu einer supranationalen Demokratie
Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2005 (Campus Forschung 881); 329 S.; kart., 37,90 €; ISBN 3-593-37705-5Diss. Bremen; Gutachter: F. Nullmeier, B. Peters. – Bedarf eine europäische Verfassung eines bestimmten Maßes an gesellschaftlicher Integration, damit sie als legitim und akzeptiert gelten kann? Oder kann umgekehrt mithilfe einer Verfassung der notwendige soziale Zusammenhalt in Europa hervorgebracht werden? Diese Fragen bilden den Hintergrund der Studie, die zum einen als ein Beitrag zur Theorie der Verfassung Europas zu lesen ist, denn im ersten Teil wird das Wechselverhältnis zwischen Verfassung und gesellschaftlicher Integration theoretisch aufgearbeitet. Als Fazit hebt Hurrelmann hervor, dass die Verfassung einer konstitutionellen Demokratie „prinzipiell durchaus in der Lage ist, zur Erfüllung ihrer gesellschaftlichen Voraussetzungen selbst beizutragen“ (174). Dass daraus allerdings kein Perpetuum mobile erwächst, das die Legitimität und Akzeptanz der Demokratie in der Gesellschaft immer wieder aus sich heraus erneuert, wird ebenso hervorgehoben. Zum anderen bietet die Studie eine empirische Analyse der Verfassungsvorstellungen von Regierungsmitgliedern aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien im Zeitraum 2000 bis 2003. Im zweiten Teil der Arbeit wird dabei deutlich, dass die Verfassungsvorstellungen deutlich voneinander abweichen. Während deutsche Politiker in der Debatte entlang des Leitbildes der „Homogenisierung“ (supranationale Politik, Entwicklung gemeinsamer Identität) argumentieren, vertreten britische Politiker das Leitbild der „Kompensation von Heterogenität“, das auf den Abbau von Kooperationsproblemen, nicht jedoch auf zentrale Institutionen setzt. Die Positionen französischer Politiker lassen sich nicht eindeutig zuordnen. Hurrelmanns Quintessenz: Es bestehe die Notwendigkeit, „die Institutionen einer europäischen Verfassung in einer Weise zu konzipieren, die anschlussfähig an die verschiedenen Verfassungsverständnisse der europäischen Nationalstaaten ist“ (301). Der Verfassungsentwurf des Konvents wird in dieser Perspektive positiv beurteilt.
Wilhelm Knelangen (WK)
Dr., wiss. Ass., Institut für Sozialwissenschaften (Bereich Politikwissenschaft), Universität Kiel.
Rubrizierung: 3.2 | 5.41
Empfohlene Zitierweise: Wilhelm Knelangen, Rezension zu: Achim Hurrelmann: Verfassung und Integration in Europa. Frankfurt a. M./New York: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/23639-verfassung-und-integration-in-europa_27148, veröffentlicht am 25.06.2007.
Buch-Nr.: 27148
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Dr., wiss. Ass., Institut für Sozialwissenschaften (Bereich Politikwissenschaft), Universität Kiel.
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