Schley konzentriert sich auf „die Persönlichkeit und die Arbeitsweise“ (9) von Angela Merkel. Breiten Raum nimmt die Darstellung von Merkels Weg in die Politik ein, der erst mit der Wende begann. Zu dem Zeitpunkt war sie als Physikerin an der Akademie der Wissenschaften in Ostberlin in der Forschung tätig. Die Überzeugung, dass die deutsche Wiedervereinigung „ein hohes politisches Ziel“ (21) sein müsse, veranlasste sie 1989, in die Politik zu gehen und sich bei der Akademie beurlauben zu lassen. Eher zufällig gelangte sie zum „Demokratischen Aufbruch“ und wurde dort Mitarbeiterin und Pressesprecherin. Lothar de Maizière ernannte sie in der letzten DDR-Regierung zur stellvertretenden Regierungssprecherin, im Rückblick beurteilt er Merkels Rolle bei den „2+4-Verhandlungen“ in Moskau als „herausragend“ (28). 1990 kandidierte sie für den Bundestag, konnte auf Anhieb ein Direktmandat erringen und wurde kurz darauf von Helmut Kohl zur Bundesfrauenministerin ernannt. Schley widmet sich intensiv dem Verhältnis Merkels zu ihrem Förderer Kohl. Sie charakterisiert es als „eine merkwürdige Symbiose zwischen dem absoluten Machtmenschen Kohl und dem anscheinend so unbedarften Mädchen aus dem Osten“ (31). Kohl habe sich vor allem deswegen für sie entschieden, weil sie jung, weiblich und ostdeutsch war. Er habe sie für seine Zwecke instrumentalisiert, aber den Fehler gemacht, „das politische Gespür“ und „ihren immensen Machtwillen vollkommen zu unterschätzen“ (37). Merkel habe ihre Position mit Kohls Unterstützung innerhalb von Partei und Regierung gefestigt. Als Generalsekretärin der CDU sei es ihr dann gelungen, aus dem Schatten Kohls zu treten. Seit ihrer Wahl zur CDU-Parteivorsitzenden 2000 habe sie konsequent alle Schritte unternommen, um zur Kanzlerkandidatur zu gelangen.