Der Band enthält sechs Vorlesungen, die Dahrendorf Ende 2001 und Anfang 2002 mit Unterstützung der Krupp-Stiftung am Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen hielt. In ihnen befasst er sich mit seinem wichtigsten Thema: der Bewahrung der Freiheit in einer Zeit, in der die Demokratie zunehmend unter Druck gerät. Er vertritt sogar die These, man könne von einer „Grundtendenz zum Autoritarismus" sprechen (127). Freiheit ist für ihn kein Zustand oder eine „bloße Möglichkeit der Erfüllung", er versteht sie vielmehr „als Tätigkeit, die Lebenschancen wirklich macht" (8). Die liberale Ordnung als Zweiklang aus Demokratie und Herrschaft des Rechts - Letzteres ist für Dahrendorf etwas anderes als der „Rechtsstaat" - gilt es zu bewahren. Das Grundproblem sieht er dabei darin, dass wir in einer Welt ohne Halt leben, die in den Zustand der Anomie abzugleiten droht. Freiheit, die sich absolut setzt, mündet zwangsläufig in Anomie. Aus diesem Grund brauchen wir Bindungen - Ligaturen, wie Dahrendorf sie nennt, um die Freiheit in ein Koordinatensystem einbetten zu können. Er steuert keineswegs auf ein konfliktloses Arkadien zu, sondern unterschreibt vielmehr Kants Ansatz, dass die Idylle vollkommener Eintracht das Ende der Freiheit bedeutet. Dahrendorf fordert mithin nicht mehr und nicht weniger als den tätigen Bürger. In den Vorlesungen analysiert er einerseits die gegenwärtigen Voraussetzungen und Gefahren für die liberale Ordnung und diskutiert andererseits, wie wir sie bewahren können. Inhalt: 1. Es ist uns noch nie so gut gegangen. Über Lebenschancen; 2. Welt ohne Halt. Globalisierung und Anomie; 3. Kapital ohne Arbeit. Die soziale Rekonstruktion des Lebens; 4. Klassen ohne Kampf, Kampf ohne Klassen: Der moderne soziale Konflikt; 5. Liberale Ordnung unter Druck: Demokratische Dilemmas; 6. Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht.