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/ 25.09.2014
Linda Ludwig-Hoppe

Demokratie als Pfad. Normativität und deliberative Entscheidungen in politischen Institutionen

München: Herbert Utz Verlag 2014 (Beiträge zur Politikwissenschaft 16); XIII, 225 S.; 36,- €; ISBN 978-3-8316-4361-5
Diss. München; Begutachtung: J. Nida‑Rümelin. – Theorien der deliberativen Demokratie betonen, dass der gemeinsame Begründungsprozess der Bürger, der einer kollektiven politischen Entscheidung vorausgeht, die wesentliche Eigenschaft der Demokratie ist. Während eine Reihe an normativen Erörterungen zu den Prinzipien der deliberativen Demokratie existiert, erkennt Linda Ludwig‑Hoppe, dass es an einer Übersetzung dieser deliberativen Prinzipien in politische Institutionen mangelt. Ihr Ziel ist es daher, „eine systematische Verbindung zwischen Deliberation als normative Idee von Demokratie und einer genaueren Beschreibung von möglichen Institutionen“ (9) herzustellen. Zu Beginn der Dissertation arbeitet die Autorin die normativen Kriterien deliberativer Entscheidungen heraus. Sie betont vor allem die Werte von Freiheit und Gleichheit, die einerseits Bedingungen der Deliberation darstellen und denen andererseits durch die Deliberation Ausdruck verliehen werden soll, wodurch sich legitime und rationale Entscheidungen ergeben. Als zentrale Herausforderung für die weitere Untersuchung erweist sich die Frage, wie die Verwirklichung deliberativer Gleichheit, also die Aufnahme aller Positionen in der Deliberation, sichergestellt werden kann. In einem Zwischenschritt bespricht die Autorin Strukturnormen der Deliberation, wofür sie deskriptive Theorien heranzieht, die die Entscheidungsfindung in der Realität beschreiben. Sie erörtert Probleme der Social‑Choice‑Theorien, die auf die Problematik demokratischer Beschlüsse – etwa die Intransitivität von Entscheidungen – hinweisen. Für Ludwig‑Hoppe lassen sich derartige Probleme durch einen offenen deliberativen Prozess mit der Möglichkeit, „Entscheidungen durch die Konkurrenz unterschiedlicher Bekundungen anhand von Prämissen zu strukturieren“ (104), lösen. Zu einem entscheidenden Punkt wird hierbei der Agendaprozess, da hier entschieden wird, welche Entscheidungen möglich sind. Ludwig‑Hoppe analysiert, dass für die Herstellung der deliberativen Gleichheit ganz entscheidend ist, dass dieser Agendaprozess offen für die Außeninitiativen ist. Wichtig sei daher, dass die in komplexen Gesellschaften normalerweise von spezialisierten politischen Subsystemen herbeigeführten Entscheidungen durch zivilgesellschaftliche Gruppen beeinflusst werden können. Nur wenn dieses gewährleistet sei, wofür die entsprechenden Ressourcen zur Monopolisierung vorhanden sein müssten, könne von deliberativer Gleichheit der Rede sein. Politische Institutionen in der Realität müssten diesen normativen Kriterien der Deliberation genügen, um als deliberative Institutionen charakterisiert werden zu können.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.412.22.21 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Linda Ludwig-Hoppe: Demokratie als Pfad. München: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/37597-demokratie-als-pfad_46093, veröffentlicht am 25.09.2014. Buch-Nr.: 46093 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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