Skip to main content
/ 18.06.2013
Erhard Forndran

Demokratie und demokratischer Staat in der Krise? Eine Frage an Theorie und Praxis zu ihren Handlungsmöglichkeiten und Handlungsgrenzen

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2002; 318 S.; brosch., 49,- €; ISBN 3-7890-7910-3
Forndran nimmt die gegenwärtige Debatte um die begrenzte Steuerungsfähigkeit des Staates und die durch Individualisierung und Globalisierung hervorgerufene Krise der Demokratie zum Anlass, sich kritisch mit ihren verschiedenen Thesen auseinander zu setzen. Eine Antwort auf die Titelfrage markiert einen komplexen Gegenstand, der ein ebenso komplexes Untersuchungsdesign erfordert. Einen Orientierungspunkt bildet die folgende Überlegung: Auch wenn einzelne Faktoren zum Versagen staatlicher Einrichtungen führen, stellt dies zwar eine Herausforderung an die Demokratie dar, führt aber nicht zu ihrer Zerstörung. Vielmehr - so die zentrale These - ist die Stabilität der Demokratie abhängig von der Einstellung der Bürger zu ihrem politischen System: "Eine Demokratie gerät vor allem dann in Gefahr, wenn es sich um eine Demokratie ohne Demokraten handelt" (22). Der Autor lenkt zunächst seinen Blick auf die Theoriegeschichte und skizziert dann mögliche Elemente einer ganzheitlichen Demokratietheorie. Die anschließende Analyse der gegenwärtigen Krisenbedingungen führt zu dem Ergebnis, dass es vor allem die durch "die innergesellschaftlichen Entwicklungen bedingte soziale Erosion der demokratischen Gesellschaft" (220) ist, die eine Gefährdung der Demokratie darstellt. Folgerichtig formuliert er abschließend Problemlösungsmöglichkeiten, die die Förderung des demokratischen Engagements der Bürger in den Mittelpunkt rücken. Gewiss: "Das Gesamtergebnis unserer Überlegungen ist weder sensationell noch ausgefallen". Aber: "Es macht deutlich, daß das Überleben der Demokratie nicht so sehr von Problemen der Theorie oder vom Versagen politischer Institutionen und Verfahrensregeln abhängig ist, sondern vom Umgang mit der Notwendigkeit, den Bürger für sein System zu aktivieren, bestimmt werden wird." (297) Aus dem Inhalt: 2. Lehren aus der Geschichte der politischen Theorie; 3. Zur Möglichkeit einer ganzheitlichen Demokratietheorie: 3.3 Die These von der Krise der Demokratietheorie; 3.4 Das Individuum in der Demokratietheorie; 3.5 Die Gesellschaft in der Demokratietheorie; 3.6 Die Gerechtigkeit in der Demokratietheorie; 3.7 Die Gemeinschaft in der Demokratietheorie; 3.8 Folgerungen für den Anspruch an Demokratietheorien. 4. Zeitdiagnose: Grenzen staatlichen Handelns und Krise der Demokratie? 4.2 Innenpolitische Herausforderungen des demokratischen Staates; 4.3 Der demokratische Staat und seine Sicherheit; 4.4 Globalisierung, Regionalisierung und Fragmentierung als Herausforderungen; 4.5 Auf dem Weg zu einer postnationalen Politik und zu neuen Konfliktpotentialen?; 4.6 Handlungsmöglichkeiten des demokratischen Staates in einer entgrenzten Politik; 4.7 Sozialpolitik und soziale Integration in einer transnationalen Welt; 4.8 Bürger und Gesellschaft als Träger der Demokratie? 5. Folgerungen: Krisenfaktoren und Handlungsnotwendigkeiten.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.25.41 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Erhard Forndran: Demokratie und demokratischer Staat in der Krise? Baden-Baden: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/17451-demokratie-und-demokratischer-staat-in-der-krise_20089, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 20089 Rezension drucken
CC-BY-NC-SA
Neueste Beiträge aus
Repräsentation und Parlamentarismus