/ 03.06.2013
Alex Demirović / Gerd Paul
Demokratisches Selbstverständnis und die Herausforderung von rechts. Student und Politik in den neunziger Jahren
Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 1996 (Studienreihe des Instituts für Sozialforschung); 295 S.; 29,- DM; ISBN 3-593-35534-5Ergebnisse einer empirischen Untersuchung im Sommersemester 1994 über die Frage, ob es in der Studentenschaft ein Potential für das Erstarken einer neuen Rechten gibt. Anlaß waren Aktivitäten rechtsextremer Gruppen an deutschen Hochschulen mit dem Ziel der Herausbildung einer nationalen Elite. In einer schriftlichen Befragung, in Interviews und Gruppendiskussionen wurde untersucht, wie ausgeprägt das demokratische Selbstverständnis der Studenten ist und in welchem Maße sie nationalistisch, elitär und fremdenfeindlich orientiert sind.
Die Autoren bilden aufgrund der Ergebnisse Cluster und ordnen die Studenten in acht "Typen politischer Orientierung" (218 ff.) ein. In den beiden Gruppen am rechten Ende des Spektrums sind Männer und Studierende aus den Fachbereichen Jura und Wirtschaftswissenschaften überrepräsentiert. Gegenüber den "Neokonservativen" (10 Prozent, leistungsorientiert, optimistisch, politisch mäßig engagiert) sind die "Rechten" (13 Prozent) politisch überdurchschnittlich interessiert und engagiert, allerdings nicht in Gremien der studentischen Selbstverwaltung, sondern in studentischen Verbindungen. 56 Prozent der "Rechten" verfolgen ein etatistisches Politikmuster (Durchschnitt 29 Prozent), 31 Prozent sind gegen eine kulturelle Überfremdung (Durchschnitt 12 Prozent). Demirovi´c und Paul wollen abschließend, trotz des gegenwärtig noch geringen Organisationsgrades der Studierenden des neokonservativen und rechten Meinungstyps, nicht ausschließen, "daß sich in einer neurechten intellektuellen Subkultur eine kohärente politische Gruppe ausbilden könnte. Für diese Gruppe ist [...] ein beachtliches Potential vor allem innerhalb des konservativen Teils der Studierenden vorhanden" (245).
Inhaltsübersicht: 1. Die Rechte und die Universitäten; 2. Demokratisches Potential und autoritäre Tendenzen; 3. Das allgemeine politische Profil der Studierenden; 4. Konstellationen konservativer und rechter Ideologeme; 5. Politische Meinungsmilieus unter den Studierenden.
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Rubrizierung: 2.37 | 2.35
Empfohlene Zitierweise: Stefan Lembke, Rezension zu: Alex Demirović / Gerd Paul: Demokratisches Selbstverständnis und die Herausforderung von rechts. Frankfurt a. M./New York: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/1672-demokratisches-selbstverstaendnis-und-die-herausforderung-von-rechts_1911, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 1911
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