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/ 21.06.2013
Frank Überall

Der Klüngel in der politischen Kultur Kölns

Bonn: Bouvier Verlag 2008; 271 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-416-03125-7
Politikwiss. Diss. Tübingen; Gutachter: H.-G. Wehling, J. Schmid. – Der Kölner Klüngel – also die „Bereitschaft zum unkomplizierten Umgang mit Kommunikation, Verhandlung und Tausch“ (17) – sei in seiner „schillernden Differenziertheit und wahrscheinlich auch in seiner offenherzigen Liebenswürdigkeit“ (219) einzigartig, schreibt der Kölner Journalist Überall. Er unterscheidet den (nicht nur in Köln existierenden) Klüngel als eine Attitüde von der Korruption als vollendeter Handlung – mit dem Hinweis auf eine latente Gefahr des „‚Abrutschens’ von Klüngel-Beziehungen in korruptive Verhaltensweisen“ (17). Überall beschäftigt sich deshalb – angewendet auf die Stadt Köln – mit den strafrechtlichen und moralischen Grenzen von Klüngel und Korruption, beschreibt die Rahmenbedingungen der dortigen politischen Kultur unter Einbeziehung der Katholischen Kirche als Wirtschaftsfaktor und mit Blick auf die Parteien, die Öffentlichkeit sowie die soziale Zusammensetzung des Stadtrates. Gewürdigt wird auch der erste Bundeskanzler Adenauer mit einem Rückblick auf seine Zeit in Köln – der erste Klüngelverdacht „ist bereits aus seiner Schulzeit dokumentiert“ (70). Anschließend stellt Überall Beispiele der politischen Entscheidungsfindung in Köln dar, an erster Stelle steht der Müll- und Spendenskandal. Rund um das Bauvorhaben einer Müllverbrennungsanlage wurden „nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft insgesamt 21,6 Millionen DM (etwa 10,8 Millionen Euro)“ (167) bezahlt. Funktionäre der SPD sollen zumindest indirekt davon profitiert haben. Vor diesem Hintergrund unterscheidet Überall – ganz Kölner, könnte man meinen – zwischen einem negativen, zu einer Verarmung der Demokratie führenden Klüngel, der in Korruption übergeht, und einem positiven Klüngel, verstanden als „ein kollektiv identitätsstiftendes, zuweilen auch obrigkeitskritisches Element, das sich vor allem aus den historischen Traditionen Kölns als freier Handelsstadt erklärt“ (220). In diesem Fall würden die Bürger besser beteiligt und es existiere eine „[m]enschlich-emotionale Wärme der Politik“ (242).
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.3252.35 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Frank Überall: Der Klüngel in der politischen Kultur Kölns Bonn: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/28753-der-kluengel-in-der-politischen-kultur-koelns_33918, veröffentlicht am 07.04.2008. Buch-Nr.: 33918 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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