/ 22.06.2013
Evelyn Bytzek / Sigrid Roßteutscher (Hrsg.)
Der unbekannte Wähler? Mythen und Fakten über das Wahlverhalten der Deutschen
Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2011; 319 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-593-39382-7Die Bundestagswahl 2009 bietet den Anlass für diesen gelungenen Sammelband. Die Herausgeberinnen, die die German Longitudinal Election Study (GLES) leiten, haben neben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieses DFG-geförderten Langfristprojekts weitere politikwissenschaftliche Wahlforscher gewinnen können. Ziel ist es, auf wissenschaftlicher Grundlage, aber in verständlicher Sprache Mythen über das Wahlverhalten der Deutschen zu überprüfen. Jeder Beitrag wird mit einem Zitat aus der Presse eingeleitet, das den jeweiligen Mythos veranschaulicht und belegt. Nach einer Einführung in seine zentralen Elemente wird kurz auf Hypothesen und Grundannahmen der Forschung eingegangen und dann gezeigt, mit welchen Daten und Methoden Erkenntnisse gewonnen werden. Die Autorinnen und Autoren arbeiten die Besonderheiten der Bundestagswahl 2009 heraus und bewerten, was sich an dem jeweiligen Mythos empirisch bestätigen lässt, beziehungsweise was eher als widerlegt gelten darf. Das Buch ist in zwei Hauptabschnitte gegliedert: In dem mit „Mythen des Niedergangs“ bezeichneten Teil wird ein Szenario stetigen Demokratieverlusts heraufbeschworen. Im Part „Normalwähler- und Normalwahl-Mythen“ geht es um gruppen-, regional- oder situationsbedingte Spezifika. In ihrem Schlusskapitel halten Bytzek und Roßteutscher fest: „Überraschend ist [...], wie häufig und wie eindeutig die Autoren und Autorinnen schlicht ‚das stimmt nicht‘ sagen konnten. Falsch – ohne wenn und aber!“ (273) Das gilt allerdings nicht für alle Mythen und nicht immer pauschal. In die Mythen des zweiten Kapitels gehen mehr „geronnene Erfahrungen“ (273) ein, während die Niedergangsmythen überwiegend sachlich nicht gerechtfertigt sind. Allerdings zeigt Schäfer: „Sinkt die Wahlbeteiligung, leidet die Qualität der Demokratie, weil die Nichtwähler nicht der Mitte der Gesellschaft entstammen [...]. Eine niedrige und sozial ungleiche Wahlbeteiligung kann dazu führen, dass die Interessen der Nichtwähler nicht im selben Maße berücksichtigt werden“ (154), wie die der wahlwilligeren, tendenziell rechteren Wähler. Die deutsche Bevölkerung neigt offenbar noch stärker linker Politik zu als dies in Wählervoten und Regierungsbildungen zum Ausdruck kommt.
Gideon Botsch (GB)
Dr., Dipl. Pol., wiss. Mitarbeiter, Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien Potsdam (http://www.mmz-potsdam.de).
Rubrizierung: 2.332
Empfohlene Zitierweise: Gideon Botsch, Rezension zu: Evelyn Bytzek / Sigrid Roßteutscher (Hrsg.): Der unbekannte Wähler? Frankfurt a. M./New York: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/33772-der-unbekannte-waehler_40456, veröffentlicht am 04.05.2011.
Buch-Nr.: 40456
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Dr., Dipl. Pol., wiss. Mitarbeiter, Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien Potsdam (http://www.mmz-potsdam.de).
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