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/ 05.06.2014
Bettina Blank

"Deutschland, einig Antifa"? "Antifaschismus" als Agitationsfeld von Linksextremisten

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014 (Extremismus und Demokratie 28); 412 S.; brosch., 64,- €; ISBN 978-3-8487-0699-0
Analysen zum Linksextremismus sind rar und die wenigen erscheinen nicht selten im Umfeld der beiden Politikwissenschaftler Uwe Backes und Eckhard Jesse; in ihre Publikationsreihe haben sie nun auch den Band von Bettina Blank aufgenommen. Es ist allerdings bedauerlich, dass die Politikwissenschaftlerin in einer Fußnote (!) bekundet, dass ihre Studie „das Ergebnis einer langjährigen privaten Beschäftigung mit dem Thema“ sei (13) – ausweislich einer Festschrift zum 60. Jubiläum des Landesamtes für Verfassungsschutz Baden‑Württemberg von 2012 ist sie dort wissenschaftliche Mitarbeiterin zum Thema Linksextremismus. Ein Hinweis dazu wäre angemessen gewesen. Die Intention, die dem Buch zugrunde liegt, umreißt Blank einleitend: Trotz der „Diskreditierung durch den ‚missbrauchten Antifaschismus‘ der ehemaligen DDR“ habe sich der ‚Antifaschismus‘ – Blank setzt ihn in Anführungszeichen und macht ihn so zum Scheinbegriff – „zu einem durchaus Erfolg versprechenden Konzept entwickelt“ (9). Sie sieht die Gefahr, dass sich die Bürger in einem „unkritischen oder naiven Umgang mit dem ‚Antifaschismus‘ und seinen Protagonisten ungewollt für übergeordnete politische Ziele einspannen lassen“ (10). Im Mittelpunkt ihrer Darstellung steht der „linksextremistische ‚Antisemitismus‘ seit der deutschen Wiedervereinigung“ (13) unter Rückbindung an die kommunistische Geschichte. Eines der Kapitel ist der Partei DIE LINKE (ebenfalls ins Anführungszeichen gesetzt) gewidmet. Blank warnt in ihrer Analyse, in der sie vom Stichwort Antifaschismus aus die gesamte ideologische Ausrichtung der LINKEN begutachtet, dass diese „die Interpretation des Grundgesetzes als Ausgangspunkt für eine Systemüberwindung teilt“ (164). Im Schlussteil fasst Blank zusammen, dass der Antifaschismus der Linksextremen eine „Scheinlegitimität“ (391) verleihe, die so „auf sublime Art auf gesellschaftliche Weichenstellungen“ (392) hinwirke. Dass den Sicherheitsbehörden dagegen in der Öffentlichkeit im Kontext der NSU‑Morde „Unfähigkeit“ (393) vorgeworfen wird, passt ihr explizit nicht. Schließlich werden die „auch ‚bürgerlichen‘ [.] Gegendemonstranten“ (394) bei Nazi‑Aufmärschen gescholten. Diese Versuche, die Grundrechte der Rechtsradikalen einzuschränken, erinnern Blank – ein entsprechendes Urteil des Bundesverfassungsgerichts erwähnt sie hier nicht – an die „Funktionalisierung der Rechtsordnung“ (394) in der DDR. Sie argumentiert, als ob die wehrhafte Demokratie nicht Aufgabe aller Bürgerinnen und Bürger wäre.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.372.331 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Bettina Blank: "Deutschland, einig Antifa"? Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/37156-deutschland-einig-antifa_45359, veröffentlicht am 05.06.2014. Buch-Nr.: 45359 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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