Mit diesem Buch gibt der langjährige italienische Deutschland-Korrespondent Bastasin eine Zusammenfassung und Fundgrube seiner Eindrücke im wiedervereinigten Deutschland. Ausgehend vom architektonischen Wandel Berlins tritt er eine Reise durch das Deutschland der neunziger Jahre an, in der er des öfteren auf die deutsche Geschichte zurückkommt. In impressionistischer Manier schildert er lokale Entwicklungen und persönliche Begegnungen mit Einzelschicksalen von deutsch-deutschen Liebschaften, die durch die Mauer getrennt waren bis zur Geschichte eines Mauerschützen. Ein Schwerpunkt liegt auf der Situation in Ostdeutschland, zu deren Analyse sich Bastasin des öfteren auf die "Gefühlsstau"-Studie von Hans-Joachim Maaz beruft. Die Veränderungsschwierigkeiten und Probleme in Deutschland werden von Bastasin genannt, können jedoch nicht sein allgemein eher optimistisches Bild trüben. Deutlich betont er neben den Befürchtungen, die Deutschland im Ausland auslösen kann vor allen Dingen die Erwartungen - und dies in einer Art und Weise, die wohl kaum aus deutscher Feder stammen könnte: "Europa wird deutsch sein, weil Deutschland das einzige Land ist, das wirklich ein Orientierungsmodell anzubieten hat, weil es nicht nur das Land mit der leistungsfähigsten Wirtschaft war, sondern auch die Demokratie mit dem höchsten Konsens und die Gesellschaft mit den geringsten Ungleichheiten, das Land, die Nation mit den wenigsten zersetzenden Kräften, in der man dem individuellen Egoismus vor allem aus Tradition und erst in zweiter Linie aus Überzeugung mißtraut. Und weil Deutschland es will, weil es sich verzweifelt danach sehnt, um die Rechnung mit der Vergangenheit abzuschließen." (203 f.) Sicherlich läßt sich über viele von Bastasins Äußerungen und Wertungen streiten. Das Buch bietet aber eine gut lesbare Bestandsaufnahme Deutschlands in den neunziger Jahren, gerade weil es auf eine Vielzahl von Übergangsphänomenen hinweist, deren Ausgang noch nicht absehbar ist.