/ 22.06.2013
Angela Merkel (Hrsg.)
Dialog über Deutschlands Zukunft
Hamburg: Murmann 2012; 254 S.; geb., 19,90 €; ISBN 978-3-86774-187-32011 hatte Angela Merkel einen „Dialog über Deutschlands Zukunft“ für die nächsten zehn Jahre ins Leben gerufen. Die Intention Merkels war es, „zuzuhören, Ideen aufzunehmen, nachfragen zu können und die so gewonnenen Erkenntnisse in die Welt des politischen Handelns mitzunehmen“ (8). Dadurch sollten neue Wege der Entscheidungsfindung in der Politik mit möglichst breiter Beteiligung gefunden werden. Mit einem Expertendialog, mit Bürgergesprächen und einem Online-Dialog wurden drei unterschiedliche Diskussionsformen dafür ausgewählt, die in dem Buch des Journalisten Christoph Schlegel ohne Anspruch auf Vollständigkeit und unkritisch beschrieben werden. Drei Fragestellungen sollten die Diskussionen leiten: 1. Wie wollen wir zusammenleben? 2. Wovon wollen wir leben? 3. Wie wollen wir lernen? Die in diesem Buch bei Weitem den meisten Raum einnehmende Diskussionsform ist der Expertendialog, der von 129 Wissenschaftlern und Praktikern geführt wurde, die sich in 18 Arbeitsgruppen organisierten, wobei jeweils sechs Arbeitsgruppen eine Fragestellung bearbeiteten. Die Ergebnisse wurden dann als umsetzbare Politikvorschläge der Kanzlerin präsentiert und mit ihr diskutiert. Die Schilderung des Journalisten lässt häufiger das Bild eines bunten Sammelsuriums an Ideen entstehen, die einerseits für einen Leser einer anspruchsvollen Tages- oder Wochenzeitung selten neu und andererseits meistens noch einer Vertiefung bedürfen. Wie Schlegel jedoch zu Recht anmerkt, ist die Hoffnung der Experten auf einen „großen Wurf“ (58, 75, 153) häufig erkennbar. Darüber hinaus verlangen die Experten einen Mentalitätswandel in Deutschland in vielen Bereichen, was dann vor allem auf eine Werbekampagne der Regierung hinausliefe. Die drei Bürgergespräche, die in ihrer Art an die „Townhall-Meetings“ der USA angelehnt waren, sowie der Online-Dialog werden in dem Buch nur kurz abgehandelt und mehr als die inhaltlichen Diskussionen nimmt man hier mit, dass das Interesse und die Beteiligung durch die Bürger sehr groß waren. Lesenswert ist dieses Buch für diejenigen, die einen ersten Einblick in diese Initiative von Angela Merkel erhalten möchten. Allerdings kann man nur hoffen, dass der Zukunftsdialog noch einmal wissenschaftlich und mit kritischen Anmerkungen sowohl auf der formalen Ebene, beispielsweise im Hinblick auf die Auswahl der Experten, als auch auf der inhaltlichen Ebene analysiert wird. Dann würde auch der in diesem Buch manchmal entstehende Eindruck, dass Angela Merkel sich mit dieser Darstellung selbst in ein positives Licht rücken wollte, vielleicht gar nicht erst aufkommen.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.3 | 2.331 | 2.34
Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Angela Merkel (Hrsg.): Dialog über Deutschlands Zukunft Hamburg: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/35354-dialog-ueber-deutschlands-zukunft_42594, veröffentlicht am 25.10.2012.
Buch-Nr.: 42594
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Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
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