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/ 25.09.2014
Gerrit Hoekman

Die braune Wand. Rechtsradikale Fußballfans in Europa

Münster: Unrast 2013 (unrast transparent: rechter rand 10); 96 S.; 7,80 €; ISBN 978-3-89771-116-7
In Deutschland wie auch im restlichen Europa existiert eine rechtsradikale Fußballfanszene. Davon ist der Journalist Gerrit Hoekman (siehe auch Buch‑Nr. 11282) überzeugt und gibt einen knappen Überblick über die europäischen Fankurven, denen er eine zunehmende Politisierung attestiert. Zunächst räumt er mit Missverständnissen gegenüber den sogenannten Ultras auf, den organisierten „Hardcore‑Fans“ (6) der Vereine. Sie seien keineswegs mit Hooligans zu verwechseln, für die Gewalt als Selbstzweck im Vordergrund stehe. Auch seien Ultras „zwar radikal in ihrer Liebe zum Verein, aber sie sind keinesfalls von vornherein rechtsradikal“ (7). Hoekman betont, dass schon eine kleine Gruppe durch ihr Auftreten die ganze Fankurve in Verruf bringen kann und hebt in all seinen nachfolgenden Beispielen hervor, dass die Fans eines bestimmten Vereins nicht per se von einer bestimmten Gesinnung sind, sondern die Rechten zum Teil gezielt Fanszenen unterwandern. Dem Engagement von Fanprojekten, Vereinsführungen, einzelnen Spielern und auch der politischen Ebene ist es zu verdanken, dass Diskriminierung, Rassismus und Gewalt in deutschen Stadien immer wieder Einhalt geboten wird. In der ersten Fußballbundesliga treten besonders im Umfeld des Vereins Borussia Dortmund vermehrt Rechtsradikale in Erscheinung, dieses Phänomen erscheint sonst eher als Problem der Amateurklassen. Jedoch: „Wenn im Dortmunder Stadion Neonazis ein politisches Transparent entrollen, dann findet das in den Medien ein deutlich größeres Echo, als wenn sich Fans aus Leipzig bei einem unbedeutenden Jugendspiel in der sächsischen Provinz im halbleeren Block als menschliches Hakenkreuz aufstellen.“ (18) Bei verschiedenen Vereinen zeigt der Autor Verbindungen zwischen Fangruppen/Ultras und gewaltbereiten, oft rechtsradikalen Gruppierungen in der jeweiligen Stadt oder Region auf. Die Fanszenen einiger Clubs aus West‑ und Osteuropa wirken allerdings noch gewalttätiger und enthemmter als die der deutschen Vereine. Hoekman selbst nennt seine Auswahl nur „die Spitze des Eisbergs“ und sieht sein Buch als Warnung an die Fußballfans, wachsam zu bleiben.
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Rubrizierung: 2.252.37 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Gerrit Hoekman: Die braune Wand. Münster: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/37568-die-braune-wand_43032, veröffentlicht am 25.09.2014. Buch-Nr.: 43032 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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