/ 12.06.2013
Rolf G. Heinze
Die erschöpfte Mitte. Zwischen marktbestimmten Soziallagen, politischer Stagnation und der Chance auf Gestaltung
Weinheim/Basel: Beltz Juventa 2011; 232 S.; 24,95 €; ISBN 978-3-7799-2246-9Mit der Analyse der gesellschaftlichen Mitte wendet sich Heinze zwar einem viel diskutierten Thema zu, jedoch will er keine neuen innovativen Diagnosen vorlegen. Vielmehr zieht er „ein kritisches Resümee der unübersichtlich gewordenen Debatte“ (8). Es geht um eine Mitte, mit der nicht zuletzt ein Gesellschaftsmodell verbunden ist, das als Wohlstandsgesellschaft mit Aufstiegsorientierung und sozialer Sicherung beschrieben werden kann. Seit einigen Jahren gerät die Mittelschicht aber zunehmend in Bedrängnis. Diesen äußerst vielgestaltigen Tendenzen geht Heinze nach. Ausgangspunkt ist die theoretische Bestimmung und sozialstrukturelle Verortung der Mitte. Heinze spannt einen weiten Bogen über empirische Befunde zu sozioökonomischen Problemen des sozialen Zentrums bis hin zu sozialpolitischen Weichenstellungen, die die Verarmungstendenzen schlechter gestellter Bevölkerungsschichten verschärft haben. Der Autor führt aus, dass die Polarisierung der Gesellschaft die soziale Mitte sowohl faktisch schrumpfen lässt als auch Abstiegsängste verursacht. Um den beschriebenen Herausforderungen zu begegnen, wäre aber die Hoffnung auf die Rückkehr eines starken Staates naiv. Dieser steht unter einem enormen finanziellen Druck; parallel dazu leiden Volksparteien wie Großverbände unter Mitgliederschwund. Dennoch stellt sich die Frage nach einer Umkehr dieser problematischen Entwicklungen, die zu faktischer und zu gefühlter sozialer Desintegration führen. Hier gerät das zivilgesellschaftliche Engagement in den Blick. Dieses ist aber keine Selbstverständlichkeit und so zitiert Heinze kritische Stimmen zur überhöhten Anzahl von Engagierten, die für Deutschland ermittelt werden beziehungsweise ermittelt werden sollen. Schließlich stellt er fest, dass es die neue Heterogenität von Lebenslagen ist, die den Kern der Probleme ausmacht. Mit einem Bürgergeld ist dem damit verbundenen Ruf nach Teilhabegerechtigkeit, so Heinzes Fazit, aber nicht sinnvoll beizukommen. Insgesamt stellt das Buch einen gelungenen Überblick über die komplizierte Problemlage dar, freilich ohne (oft allzu wohlfeile) Lösungen anzubieten.
Daniel Gerstenhauer (DG)
M. A., Sozialwissenschaftler, Doktorand, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.35 | 2.331 | 2.3
Empfohlene Zitierweise: Daniel Gerstenhauer, Rezension zu: Rolf G. Heinze: Die erschöpfte Mitte. Weinheim/Basel: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/14501-die-erschoepfte-mitte_41279, veröffentlicht am 09.02.2012.
Buch-Nr.: 41279
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M. A., Sozialwissenschaftler, Doktorand, Universität Jena.
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