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/ 05.06.2013
Oskar Niedermayer (Hrsg.)

Die Parteien nach der Bundestagswahl 1998

Opladen: Leske + Budrich 1999; 160 S.; kart., 29,80 DM; ISBN 3-8100-2302-7
Wie steht es um das deutsche Parteiensystem nach dem ersten durch Wahlen herbeigeführten Machtwechsel im Bund? Auf der Basis systematischer Bestandsaufnahmen beantworten die Autoren ihre recht feuilletonistisch formulierten Fragen nicht eben überraschend: die Wahl von 1998 war keine Ausnahmewahl, sondern fügt sich in jeder Hinsicht nahtlos in längerfristige Entwicklungen der zunehmenden Mediatisierung und Ent-Ideologisierung von Wahlkämpfen mit einem entsprechend zunehmenden Funktionsverlust der Parteibasen sowie einer Fragmentierung und Polarisierung im deutschen Parteiensystem ein. Alle Artikel analysieren die Entwicklungen seit 1994, den Wahlkampf 1998 und dessen Ergebnisse sowie die Neu-Formierung nach der Wahl bis Mitte 1999. Bemerkenswert ist von Alemanns Analyse, der im Erfolg der SPD keine politische Achsenverschiebung erkennt, sondern lediglich einen "Arbeitssieg" nach einem fast fehlerlosen Wahlkampf mit "einer großen Portion Fortune" (61). Der Leser erhält trotz der ansonsten weitgehend wenig überraschenden Resultate einen aktuellen und gut lesbaren wissenschaftlichen Überblick über Entwicklung und Stand des deutschen Parteiensystems wie auch der Parteienforschung. In diesem Sinne qualifiziert sich der Band als aktuelles Standardwerk für Studenten, Wissenschaftler und auch Praktiker. Gering ist der prognostische Wert der Analysen in bezug auf die Entwicklung des Parteiensystems: Die CDU sei noch lange nicht am Ende, sondern nur das "System Kohl", und dessen Ende sei zugleich ein neuer Anfang. Die GRÜNEN und die F. D. P. stünden vor großen strategischen Problemen. Die PDS sei immer noch eine reine "Ostpartei" (132) und müsse vor allem inhaltliche Herausforderungen meistern, wenn sie auf Dauer bestehen wolle. Die Rechten lebten zwar immer wieder von Protestwellen, hätten aber intern in allen Bereichen nur Defizite und könnten "auf mittlere Sicht bei Wahlen chancenlos bleiben" (146), obwohl die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für Protestwahlen nicht eben ungünstiger würden. Inhalt: Oskar Niedermayer: Die Bundestagswahl 1998: Ausnahmefall oder Ausdruck langfristiger Entwicklungen der Parteien und des Parteiensystems? (9-35); Ulrich von Alemann: Der Wahlsieg der SPD von 1998: Politische Achsenverschiebung oder glücklicher Ausreißer? (37-62); Josef Schmid: Die CDU/CSU nach dem September 1998: Von der Wende zum Ende? (63-81); Thomas Poguntke: Die Bündnisgrünen in der babylonischen Gefangenschaft der SPD? (83-101); Hans Vorländer: Die FDP nach der Bundestagswahl 1998: Koalitionspartei im Wartestand? (103-118); Gero Neugebauer / Richard Stöss: Nach der Bundestagswahl 1998: Die PDS in stabiler Seitenlage? (119-140); Hans-Gerd Jaschke: Die rechtsextremen Parteien nach der Bundestagswahl 1998: Stehen sie sich selbst im Wege? (141-157).
Andreas Beckmann (AB)
M. A., Doktorand, Institut für Sozialwissenschaften, Bereich Politikwissenschaft, Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.3312.332 Empfohlene Zitierweise: Andreas Beckmann, Rezension zu: Oskar Niedermayer (Hrsg.): Die Parteien nach der Bundestagswahl 1998 Opladen: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/8435-die-parteien-nach-der-bundestagswahl-1998_11123, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 11123 Rezension drucken
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