Skip to main content
/ 31.05.2013
Rainer Linnemann

Die Parteiorganisation der Zukunft. Innerparteiliche Projektarbeit

Münster/New York: Waxmann Verlag 1995; 112 S.; brosch., 29,80 DM; ISBN 3-89325-316-5
Linnemann will den Parteien einen Weg zeigen, wie sie sich organisieren sollten, wenn sie zeitgemäß in einer grundlegend gewandelten Gesellschaft agieren wollen. Dazu wird "die Einführung einer lebendigen Projektorgani­sation" (1) vorgeschlagen. Im ersten Kapitel werden kurz "die Wechsel­wirkungen einer Institutionenverdrossenheit" (5) referiert: Individualisierung, steigende Problemkomplexität und sinkende Problemlösungskompetenz der Institutionen im allgemeinen und Profillosigkeit, mangelnde Responsivität und Effektivität seitens der Parteien im besonderen. Im zweiten Kapitel wird ein magisches Dreieck als Leitbild für Parteiarbeit vorgestellt, bestehend aus "Erfolg, Mitgliederorientierung und Bürgernähe" (30). Die folgenden zwei Kapitel sind theoretischen Überlegungen zur Projektarbeit gewidmet. Zunächst erfährt der interessierte Parteiarbeiter, daß Projekte zu einem grundlegenden "Turnaround der Parteienstrukturen" (41) führen können, zu einer flexibleren und effektiveren Basisarbeit. Konkreter und damit überzeugender ist das Szenario der Eingliederung der Projektarbeit in die rechtlich vorgegebenen, kontinuierlichen und gebietlich orientierten Entscheidungsstrukturen der Parteien als eine zeitlich befristete, innovative Ergänzung. Erst in Kapitel 5 wird der Ablauf eines Projekts in sieben Phasen schematisch dargestellt: von der Idee über die Infosammlung bis hin zur Realisierung. Da man es bei der praktischen Umsetzung mit Menschen zu tun hat, werden im sechsten Kapitel - Dale Carnegie läßt grüßen - noch Hilfen für eine verbesserte interne Kommunikation gegeben: "Hören Sie gut zu!" oder "Räumen Sie Nichtwissen ein!" (96 ff.). Auch wenn die - zumindest in Verwaltung und Wirtschaft nicht ganz neue - Idee der Projektarbeit kein Patentrezept sei und inhaltliche Konzepte nicht ersetze, so sei sie doch ein möglicher Weg zur Neuorganisation und erhöhter Partizipation in Parteien. Für dieses Ziel kann ein praktisch orientierter Vorschlag wie der vorliegende in der Tat wertvoller sein als manche im Theoretischen verharrende Reflexion über Politikverdrossenheit.
Stefan Lembke (SL)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.222.331 Empfohlene Zitierweise: Stefan Lembke, Rezension zu: Rainer Linnemann: Die Parteiorganisation der Zukunft. Münster/New York: 1995, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/342-die-parteiorganisation-der-zukunft_89, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 89 Rezension drucken
CC-BY-NC-SA
Neueste Beiträge aus
Repräsentation und Parlamentarismus