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/ 18.06.2013
Silke Seemann

Die politischen Säuberungen des Lehrkörpers der Freiburger Universität nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges (1945-1957)

Freiburg i. Br.: Rombach Verlag 2002 (Rombach Wissenschaften: Reihe Historiae 14); 419 S.; pb., 50,20 €; ISBN 3-7930-9314-X
Diss. phil. Freiburg i. Br.; Gutachter: B. Martin. - Die historische Forschung hat sich in jüngster Zeit der Wissenschaftsgeschichte im „Dritten Reich" geöffnet und daraus neue Impulse erhalten. Dabei wurden insbesondere die Verstrickungen deutscher Wissenschaftler und Hochschullehrer in nationalsozialistische Ideologie und Politik deutlich. Mit dem „Fall Heidegger" ist die Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg in diesem Zusammenhang bereits frühzeitig hervorgetreten. Wie verlief nach dem Zweiten Weltkrieg die unter Leitung der französischen Besatzer stehende Entnazifizierung des Lehrkörpers? Welche Ursachen führten dazu, dass die Freiburger Universität nach 1945 keinen radikalen Bruch, sondern vielmehr eine große Kontinuität mit den alten Eliten erlebte? Mit der Beantwortung dieser Frage schließt Seemann exemplarisch eine Forschungslücke. Die Autorin arbeitet heraus, dass das Bedürfnis nach Normalität ebenso wie die Fähigkeit der Universitätsleitung, die unterschiedlichen Phasen der politischen Säuberungen zu beeinflussen, besonders bedeutsame endogene Faktoren bildeten. Diese Entwicklung wurde durch die Bereitschaft französischer Dienststellen bestärkt, mit dem Konzept der „Selbstreinigung" (auto-épuration) Anfang 1947 vor den Problemen der Entnazifizierung gewissermaßen zu kapitulieren. In einem Vergleich mit dem Zustand der Entnazifizierungspolitik in den anderen Besatzungszonen macht Seemann deutlich, dass sich der Verlauf in seinen Grundmustern ähnelte. Inhaltsübersicht: II. Hochschule und Wissenschaft im Dritten Reich; III. Ansätze einer Selbstreinigung: Das Bemühen der Universität um eine Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit; IV. Zwischen Suspendierung und Reintegration: Der erste Reinigungsabschnitt (1945); V. Auto-épuration versus Déprussification: Konfliktfelder zwischen Universität und französischer Militärregierung, 1946/47; VI. Von „Mitläufern" und „Minderbelasteten": Die Säuberung des Lehrkörpers durch den Landesreinigungsausschuss und die Spruchkammern, 1946-1951; VII. Das Beschweigen der Vergangenheit: Die Freiburger Universität - ein Einzelfall?
Stefan Gänzle (GÄ)
Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.35 Empfohlene Zitierweise: Stefan Gänzle, Rezension zu: Silke Seemann: Die politischen Säuberungen des Lehrkörpers der Freiburger Universität nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges (1945-1957) Freiburg i. Br.: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/18373-die-politischen-saeuberungen-des-lehrkoerpers-der-freiburger-universitaet-nach-dem-ende-des-zweiten-weltkrieges-1945-1957_21275, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 21275 Rezension drucken
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