/ 18.06.2013
Jens Borchert
Die Professionalisierung der Politik. Zur Notwendigkeit eines Ärgernisses
Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2003; 243 S.; kart., 29,90 €; ISBN 3-593-37126-XPolitikwiss. Habilitationsschrift Hamburg; Gutachter: J. Hartmann, W. Gessenharter, P. Lösche. - Borchert analysiert Politik als Beruf aus der Perspektive der politischen Soziologie. Die professionalisierte Politik in der Demokratie bewegt sich in einem Teufelskreis: „Das politische Personal wird einer Unsicherheit durch Wahlen unterworfen, die in der Demokratie unverzichtbar ist. Um ihre berufliche Existenz zu sichern entwickeln die Politiker Schutzmaßnahmen gegen diese Unsicherheit." (132) Diese Schutzmaßnahmen ziehen wiederum die Kritik an einer abgehobenen politischen Klasse nach sich. Ein Vergleich der Profession des Politikers mit anderen Professionen (Ärzte, Anwälte, Architekten/Ingenieure) zeigt: „Politiker haben die größte Regulierungsautonomie aller hier diskutierten Professionen und den abstraktesten Bezug zwischen Leistung und Bezahlung." (200) Dennoch sind sie in einer schwierigeren Lage als die anderen Professionen, da die Professionalisierung der Politik nach wie vor weitgehend uneingestanden ist, die „Leistungskriterien" in hohem Maße unklar sind und die politische Klasse stets unter erhöhtem demokratischen Legitimationszwang steht. Abschließend gibt Borchert einen Überblick über die Kerninhalte aktueller Kritik an der Parteiendemokratie. Der Autor kommt zu dem Ergebnis, dass eine Wahlrechtsreform, die „die politische Verantwortlichkeit der Abgeordneten gegenüber den Wählern erhöhen" soll (221), und die Stärkung direktdemokratischer Elemente eine Chance bieten, um die negativen Nebeneffekte der notwendigen Professionalisierung der Politik in Grenzen zu halten.
Inhaltsübersicht: 1. Politik als Profession, Politiker als Klasse: Zur politischen Soziologie der repräsentativen Demokratie; 2. „Leben von der Politik": Max Weber und die Entdeckung der politischen Profession; 3. Das Konzept der politischen Klasse: Zur historischen Entwicklung einer umstrittenen Kategorie; 4. Ist Politik eine Profession? Demokratietheoretische Perspektiven und professionssoziologische Einsichten; 5. Die professionelle Leistung und ihr Preis: Die Politiker unter den Professionen; 6. Die Pathologien der politischen Professionalisierung und die Reform der Demokratie.
Julia von Blumenthal (JB)
Prof. Dr., Institut für Sozialwissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin.
Rubrizierung: 2.24 | 5.41
Empfohlene Zitierweise: Julia von Blumenthal, Rezension zu: Jens Borchert: Die Professionalisierung der Politik. Frankfurt a. M./New York: 2003, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/17410-die-professionalisierung-der-politik_20044, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 20044
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Prof. Dr., Institut für Sozialwissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin.
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