/ 03.06.2013
Metin Gür / Alaverdi Turhan
Die Solingen-Akte. Aus dem Türkischen übertragen von Hartwig Mau
Düsseldorf: Patmos Verlag 1996; 220 S.; brosch., 29,80 DM; ISBN 3-491-72352-3Zwei in Deutschland lebende türkische Journalisten dokumentieren die Ereignisse um den Solinger Brandanschlag, dabei wird sowohl über die Vor- als auch die Nachgeschichte berichtet. Vielfach erzählen die Betroffenen in direkter Rede. Der Band enthält drei Schwerpunkte: Zunächst geht es um den Tathergang, die Opfer, die Folgeereignisse, das Leben in Solingen für Türken und Deutsche nach dem Anschlag. Es wird die Migrationsgeschichte der Familie Gen,c' erzählt; unter der Überschrift "Impressionen aus Mercimek" geht es um die Reaktionen auf die Tat in jenem türkischen Dorf, aus dem die Opfer stammen und in dem sie beigesetzt wurden.
Der zweite Teil behandelt den Solingen-Prozeß, das "fünftgrößte Gerichtsverfahren der jüngsten deutschen Geschichte", das 125 Verhandlungstage währte, dreizehneinhalb Millionen DM verschlungen hat, während dessen 276 Zeugen und vierzehn Sachverständige gehört wurden (53). Hier finden sich die Aussagen und Schilderungen der Prozeßbeteiligten, u. a. die Rede von Mevlüde Gen,c, jener Frau, die fünf Angehörige bei dem Anschlag verloren hat und trotzdem zu Frieden und Toleranz aufrief. Dokumentiert sind auch die Reaktionen im In- und Ausland auf das nicht unumstrittene Urteil.
Der dritte Teil umfaßt Gespräche mit Personen, die zur Aufklärung der Straftat beigetragen haben, enthält Informationen, "wie sie weder im Verfahren [...] noch bisher je vor der Öffentlichkeit dargelegt worden sind" (8).
Die Schlußfrage im Nachwort lautet: "Sind die Ursachen für die Solinger Ereignisse beseitigt?" (200) Die Antwort fällt negativ aus. Ergänzt wird der Band durch Fotos der Familie Gen,c und der Ereignisse, zum Teil aus der Türkei.
Aus dem Inhalt: Gespräche: Solingens Oberstadtdirektor Deubel "Diese Katastrophe hätte überall passieren können"; Der Brandanschlag und der Prozeß aus Sicht der Oberstaatsanwälte; Der Rechtsbeistand der türkischen Botschaft wird in den Prozeß hineingeholt; Die Vorgänge um Rechtsanwalt Schön; Der Solingen-Prozeß aus Sicht des Generalkonsuls in Düsseldorf; Eine Erklärung des früheren Bonner Botschafters Öymen; Professor Eggers: "Die Angeklagten haben die Hitler-Zeit nicht miterlebt"; Wie Rechtsanwalt Ohliger als Verteidiger hinzugezogen wurde.
Sabine Steppat (Ste)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.35 | 2.37
Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Metin Gür / Alaverdi Turhan: Die Solingen-Akte. Düsseldorf: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/1353-die-solingen-akte_1508, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 1508
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Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
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