Angela Merkel, damals Umweltministerin, muss es dem jungen Reporter Schumacher im Frühjahr 1996 bei einer Reise nach Tschernobyl sehr angetan haben. Seit sie ihn auf der Pressekonferenz hochrangiger ukrainischer Funktionäre ob seines unangebracht lauten Kaugummikauens zurechtgewiesen hat, sei der Autor, so die einleitende Begründung, von dieser „machtbewussten Frau“ fasziniert. Seither hat Schumacher Angela Merkel auf den oftmals steinigen Stationen ihrer Karriere begleitet. Der Versuch, die „Geheimnisse“ ihres Erfolgs zu analysieren und die besonderen Fähigkeiten bzw. Instinkte der Kanzlerin darzustellen, missglückt allerdings. So erfahren die Leser nicht mehr als das, was ohnehin über Merkel bekannt ist: Das Kind aus ostdeutschem Pfarrhaus entwickelt sich zur genialen, aber schüchternen Physikerin, engagiert sich zur Wende-Zeit in den richtigen politischen Kreisen, knüpft Kontakte, steigt auf, opfert ein paar männliche Kollegen, bildet ein Girls-Camp und wird Kanzlerin. Dass Merkel bei ihren Entscheidungen strategisch, effizient und selbstbeherrscht vorgeht, ist auch keine besonders hervorhebenswerte, geschweige denn sie nachgerade auszeichnende Eigenschaft. Dieser fehlenden Originalität in der Darstellung von Merkels Werdegang und Habitus schafft Hajo Schumacher noch eine Krone aufzusetzen, indem er ihr Attribute wie „Provinztrottel“, „Controllfreak“, „zersaustes Entlein“, „Amazone“, „Mäusefaust“, „jammrige Wollsockenträgerin“ oder „politisches Aschenputtel“ zuweist. Schumacher hinterlässt mit seinem „Porträt einer bemerkenswerten Politikerin“ eine Angela Merkel, die unsympathisch, machtbesessen und verständnislos den Sorgen der Millionen von Landsleuten gegenüber wirkt. Zu dieser Bilanz ohne jeglichen analytischen Tiefgang gelangt der Autor zudem noch erst nach zahlreichen Redundanzen.