/ 05.12.2013
Andrea Römmele / Henning Banthien (Hrsg.)
Empowering Citizens. Studies in Collaborative Democracy
Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013 (Kommunikation in Politik und Wirtschaft 6); 182 S.; brosch., 34,- €; ISBN 978-3-8329-7919-5Die Postdemokratisierung westlicher Gesellschaften ruht auf einem paradoxen Befund: Einerseits nimmt die Teilnahme von Bürgerinnen und Bürgern im Rahmen klassischer Partizipationsverfahren ab, was sich in rückläufiger Wahlbeteiligung oder schrumpfenden Mitgliederzahlen der politischen Parteien ausdrückt. Andererseits bilden sich spontan Bürger‑ und Protestbewegungen – man denke etwa an die Auseinandersetzung um Stuttgart 21. Aber welcher Zugewinn an demokratischer Legitimität, so das Kerninteresse der drei in diesem Band versammelten Beiträge, ist von unkonventionellen Partizipationsformaten in repräsentativen Demokratien zu erwarten? Johannes Erhard, Steven Lauwers und Steven Schmerz gehen in ihrem Beitrag anhand einer Fallstudie zum Bürgerdialog zu Energietechnologien der Frage nach, ob unkonventionelle Formen der demokratischen Teilhabe – wie Bürgerforen, Regionalkonferenzen oder Onlinedialoge – überhaupt einen Zusatznutzen für die Demokratie bedeuten. Sie kommen unter anderem zu dem Ergebnis, dass sie von den etablierten demokratischen Institutionen in jedem Fall zur Kenntnis genommen werden sollten – falls es gelungen ist, diese unkonventionellen Partizipationsformen adäquat zu planen sowie eine repräsentative Teilhabe und faire Deliberation zu ermöglichen. Denn grundsätzlich sind sie in der Lage, den Bürgerinnen und Bürgern eine gleiche Teilhabe zu ermöglichen, das demokratische Lernen zu fördern und mit Blick auf die Aufgabenerledigung sehr effektiv zu sein. Olga Chala analysiert in ihrem Beitrag die Bürgerversammlung als innovatives Partizipationsinstrument. Dabei verweist sie auf die Problematik der Ausweitung und schließlich der thematischen Zerfaserung, die in dem Maße gegeben ist, wie Teilnehmerinnen und Teilnehmer eigene Inhalte auf die Tagesordnung bringen können. Lena Bringenberg schließlich vergleicht in ihrem Beitrag anhand der Verhandlungen über den nationalen Aktionsplan zur Integration von Menschen mit Behinderungen zwei Partizipationsverfahren mit Blick auf deren jeweilige Reaktionsfähigkeit („responsiveness“, 139) angesichts der an sie herangetragenen Interessen. Dabei stellt sie fest, dass diese von den Teilnehmenden beobachtete Reaktionsfähigkeit einen zentralen Stellenwert für die Entscheidung besitzt, am Partizipationsverfahren beteiligt zu bleiben. Insofern sollte bei unkonventionellen Partizipationsverfahren immer darauf geachtet werden, dass den Teilnehmenden ein authentisches Gefühl des Gehört‑Werdens vermittelt wird.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.331 | 2.325 | 2.32
Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Andrea Römmele / Henning Banthien (Hrsg.): Empowering Citizens. Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36473-empowering-citizens_44058, veröffentlicht am 05.12.2013.
Buch-Nr.: 44058
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Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
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