/ 19.06.2013
Werner Loh / Wolfgang Wippermann (Hrsg.)
"Faschismus" kontrovers
Stuttgart: Lucius & Lucius 2002 (Erwägungskultur in Forschung, Lehre und Praxis 3); XI, 253 S.; 29,- €; ISBN 3-8282-0238-1Was bedeutet „Faschismus" - ein ursprünglich inhaltsleeres und noch dazu von Linken verwendetes italienisches Wort? Ist „Faschismus" überhaupt mehr als ein kommunistischer Propagandabegriff? Kann dieser auf Bewegungen und Regime angewendet werden, die den deutschen und italienischen Faschismus überstanden oder sich erst nach 1945 entwickelt haben? Wippermann, Historiker an der Freien Universität Berlin, analysiert in dem einleitenden Hauptbeitrag dieses Bandes die Entstehungsgeschichte des Faschismus, seine Ausbreitung in Europa und seine Bedeutung nach dem Tod Mussolinis und Hitlers. Sechzehn in- und ausländische Historiker, Philosophen, Politikwissenschaftler und Soziologen diskutieren anschließend den „Sinn und Nutzen eines allgemeinen ideal- oder realtypischen Faschismusbegriffs" (IX). Die Beiträge sind zuvor in der Zeitschrift „Erwägen Wissen Ethik" (bis 2002: „Ethik und Sozialwissenschaften") erschienen. Nach Wippermann sind solche Bewegungen und Regime als „faschistisch" zu definieren, die „bedeutende Ähnlichkeiten mit dem italienischen Faschismus" (64) aufweisen. Der Faschismus habe zudem in Europa den Kommunismus überlebt und stelle eine potenzielle oder teilweise sogar schon reale Gefahr dar. In einer Stellungnahme zu der in diesem Band geführten Debatte erkennt Priester allerdings vor allem die „gleichen politischen Insinuierungen und Lagermentalitäten, die gleichen getönten Brillen, die gleiche methodologische Begriffsverwirrung" (221) wie eh und je. Wippermann habe sich ebenso wie die Vertreter der Totalitarismuskonzeption nicht freigemacht „von einer politischen Instrumentalisierung des Faschismusbegriffs" (230). Es bestehe also hinsichtlich des Faschismusbegriffs nach wie vor Bedarf „im Bereich der Komparatistik, der Begriffsbildung und der Reichweite sozialwissenschaftlicher Theorien" (231).
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.25
Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Werner Loh / Wolfgang Wippermann (Hrsg.): "Faschismus" kontrovers Stuttgart: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/20499-faschismus-kontrovers_23898, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 23898
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Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
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