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/ 21.06.2013
Sebastian Putz

Macht und Ohnmacht kleiner Koalitionspartner. Rolle und Einfluss der FDP als kleine Regierungspartei in vier ostdeutschen Landesregierungen (1990-1994)

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2008 (Studien zum Parlamentarismus 7); 474 S.; 69,- €; ISBN 978-3-8329-2913-8
Politikwiss. Diss. Halle; Gutachter: E. Holtmann, S. S. Schüttemeyer. – Gibt es Umstände, unter denen sich der kleinere Koalitionspartner gegen den größeren durchsetzen kann? Dieser Frage versucht Putz anhand der Rolle, die die FDP als Koalitionspartner der CDU – bzw. als Mitglied einer Ampelkoalition – zwischen 1990 und 1994 in Sachsen-Anhalt, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg spielte, zu beantworten. Dabei geht es ihm um die Einflussmöglichkeiten sowohl bei Konflikten um politische Inhalte als auch in sogenannten Regierungskrisen, in denen über die Ablösung von Ministern oder gar des Regierungschefs debattiert wird. Nachdem er zunächst die diesbezüglichen Annahmen der Koalitionsforschung dargestellt hat, geht er der Ausgangsfrage mithilfe von 24 Fallstudien nach. Nun sind seine Ergebnisse nicht wirklich überraschend: Die Macht des kleineren Koalitionspartners hänge, so Putz, unter anderem vom Grad der eigenen Geschlossenheit bzw. der des Koalitionspartners ab; bei Regierungskrisen könne der kleine Koalitionär einen von ihm nicht gewünschten Rücktritt nicht gegen den Willen seines größeren Partners verhindern. Entscheidend ist aber, dass Putz diese „intuitiven“ Annahmen mithilfe eines selbst für Dissertationen ausgesprochen umfangreichen Quellenmaterials wissenschaftlich belegt. Etwas bedauerlich bleibt, dass er einer anderen „Intuition“ aufgrund der gewählten Untersuchungsfälle nicht nachgehen konnte: dass die Stärke eines Koalitionspartners vor allem von der Zahl seiner realistischen „Wechseloptionen“ abhängt, was nicht mit einem tatsächlichen Androhen des Koalitionsbruchs zu verwechseln ist. Dazu hätte es zumindest eines Untersuchungsfalls bedurft, bei dem die FDP eine solche Möglichkeit realistischer Weise besessen hätte. Trotzdem hat Putz eine Reihe forschungsrelevanter Ergebnisse zutage gefördert, so z. B. bei der analytischen Differenzierung von Regierungskrisen. Insgesamt handelt es sich also um eine sehr gelungene Arbeit, deren Fallstudien sich für den an Landes(partei)politik Interessierten mit Spannung lesen lassen.
Sven Leunig (SVL)
Dr., Politologe, Akademischer Rat, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena (www.svenleunig.de).
Rubrizierung: 2.3252.331 Empfohlene Zitierweise: Sven Leunig, Rezension zu: Sebastian Putz: Macht und Ohnmacht kleiner Koalitionspartner. Baden-Baden: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/28053-macht-und-ohnmacht-kleiner-koalitionspartner_32977, veröffentlicht am 29.07.2008. Buch-Nr.: 32977 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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