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/ 04.06.2013
Andrea Jansen / Rosaia Ruberto

Mediale Konstruktion politischer Realität. Politikvermittlung im Zeitalter der Fernsehdemokratie. Mit einem Geleitwort von Richard Münch

Wiesbaden: Deutscher Universitäts-Verlag 1997 (DUV: Sozialwissenschaft); 217 S.; brosch., 48,- DM; ISBN 3-8244-4243-4
Die soziologisch geprägte Medienforschung verhält sich gegenüber dem in der Demokratietheorie gezeichneten Verhältnis von Öffentlichkeit und Politik sehr skeptisch: deren Normativismus könne den komplexen Beziehungen zwischen Medien und Politik oftmals nur mit allgemeinem Konspirationsverdacht begegnen (12). Davon wollen sich die Autorinnen in ihrer Analyse der Formen politischer Kommunikation in der Bundesrepublik vor und nach der Zulassung privater Fernsehsender abgrenzen; fallweise wird zum Vergleich die Situation in den USA herangezogen. Als konzeptueller Bezugsrahmen dient die Systemtheorie (in der Fassung Parsons/Münch, nicht der Luhmanns) (23 ff.) und hierbei vor allem die analytische Perspektive, daß trotz der institutionellen Trennung von Politik und Medien zwischen beiden immer engere wechselseitige Verschränkungen der jeweiligen Logiken stattfinden ("Interpenetration"). Die Kommerzialisierung hat in der Bundesrepublik - immer noch deutlich abgeschwächter als in den USA - zu einer größeren Autonomie der Medien geführt (87 ff.); daraus ergibt sich für die politischen Akteure die Notwendigkeit einer stärkeren Professionalisierung der Politikvermittlung (144 ff.). Diese Prozesse könnten auch alternativen Akteuren den Zugang zu den Medien eröffnen (185 ff.) - allerdings bliebe der Preis, den sie dafür zu zahlen hätten, erst noch zu untersuchen. Inhaltsübersicht: 2. Die Kommunikationsgesellschaft; 3. Politische Kommunikation in der Kommunikationsgesellschaft; 4. Politik, Öffentlichkeit und Medien aus systemtheoretischer Perspektive: 4.1 Politisches System; 4.2 Kommunikationssystem und Öffentlichkeit; 4.3 Zusammenfassende Bemerkungen zum Verhältnis von Medien und Politik in der Kommunikationsgesellschaft. 5. Politik und Medien in der Bundesrepublik: Traditionelle Strukturen: 5.1 Staat und Öffentlichkeit in Deutschland: Kulturelle Traditionen; 5.2 Die Organisation der politischen Willens- und Meinungsbildung: Strukturelle Macht der Parteien; 5.3 Organisation des Rundfunks: Das Monopol der öffentlich-rechtlichen Anstalten; 5.4 Die Journalisten: Selbstverständnis und Berufsethik; 5.5 Die politische Steuerung medialen Handelns. 6. Neue Entwicklungen in der politischen und medialen Realität der Bundesrepublik: 6.1 Die etablierten Parteien zwischen Machtverlust und neuen Anforderungen; 6.2 Expansion und Privatisierung des Medienbereichs; 6.3 Folgen für die politischen Steuerungsmöglichkeiten in der Medienkommunikation. 7. Mediale Realitätskonstruktion und Thematisierung: 7.1 Die Logik der medialen Realitätskonstruktion; 7.2 Programmgestaltung im dualen Fernsehen. 8. Politische Darstellung und Medienlogik: Politische Akteure zwischen Schauspiel und Regieführung in der Fernsehrealität; 8.1 Politische Öffentlichkeitsarbeit; 8.2 Politisches Themenmanagement; 8.3 Politische Kommunikations- und Darstellungsstrategien in der Öffentlichkeit.
Thomas Mirbach (Mir)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.333 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Andrea Jansen / Rosaia Ruberto: Mediale Konstruktion politischer Realität. Wiesbaden: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/4974-mediale-konstruktion-politischer-realitaet_6561, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 6561 Rezension drucken
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