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/ 04.06.2013
Elmar Wiesendahl

Parteien in Perspektive. Theoretische Ansichten der Organisationswirklichkeit politischer Parteien

Opladen: Westdeutscher Verlag 1998; 284 S.; kart., 68,- DM; ISBN 3-531-13121-4
Wiesendahl hat es sich zum Ziel gesetzt, einen Beitrag zur Theorieentwicklung in der Parteienforschung zu leisten. Ihm geht es darum, "die Grundzüge eines handlungstheoretischen Interpretationsansatzes der Organisationswirklichkeit politischer Parteien" (13) zu formulieren. Der Autor gibt zunächst einen Überblick über die zwei wesentlichen Richtungen der Parteienforschung: die "klassische" und die "moderne". Er folgt dabei keiner rein zeitlichen Periodisierung, sondern erläutert die paradigmatischen Unterschiede. Charakteristisch für die klassische Parteienforschung ist ihre Sichtweise von der "zentralistischen Warte und der strategischen Interessenlage der Parteispitze und des Verwaltungsapparats" (50) aus. Für die moderne Parteienforschung stellt Wiesendahl fest, sie abstrahiere von "den konkreten Mitgliedern, Aktiven und Führungskräften" (82) und entwerfe einen "faktisch nachweisbaren bestmöglichen Umwelt- oder Systemanpassungsgrad, der als Gütemaßstab an die Organisationswirklichkeit politischer Parteien angelegt wird" (83). Im folgenden analysiert Wiesendahl die Parteien aus seiner handlungstheoretischen Sicht. Diese unterscheidet sich von den bisher vorgestellten im wesentlichen dadurch, daß nicht davon ausgegangen wird, Parteien seien hinreichend "durch das Wirken objektiver externer oder interner Kräfte und Faktoren" (95) erklärbar. Der Autor setzt sich kritisch mit dem Rational-Choice-Ansatz auseinander und stellt dessen geringe Eignung für die Parteienforschung fest. Er formuliert die These, daß sich "die Organisationswirklichkeit der Parteien [...] allein aus den Folgen des Handelns und Interagierens der Mitglieder herleitet" (112). Fünf Aspekte sollten bei weiteren Untersuchungen erkenntnisleitend sein, darunter die Frage nach den gesellschaftlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen, nach der Interaktion und Kommunikation der Parteimitglieder sowie ihren "Motiven, Interessen und Zielerwartungen" (177). Abschließend charakterisiert Wiesendahl die Parteien als geprägt durch ihre "unübersehbare Unfertigkeit und Organisationsschwäche", die sie in die Lage versetzt, "Widersprüchliches und Ungereimtes in sich aufzunehmen und gleichzeitig unvereinbare Dinge tun zu können" (251). Diese Fähigkeit mache sie zu "organisatorischen Überlebenskünstlern" (251). Inhaltsübersicht: 1. Einleitung: 1.1 Fragestellung und Anlage der Untersuchung; 1.2 Die Theoriedebatte in der Parteienforschung; 1.3 Zum Stand der Organisationserforschung politischer Parteien. 2. Theoretische Untersuchungsansätze der Parteienorganisationsforschung: 2.1 Paradigmatische Grundlagen der Theoriekonstruktion; 2.2 Theoretische Hauptströmungen der Organisationserforschung politischer Parteien. 3. Parteien in handlungstheoretischer Perspektive: 3.1 Rational-Choice-Theorie und die Organisationswirklichkeit politischer Parteien; 3.2 Ein analytischer Bezugsrahmen handlungstheoretischer Organisationserforschung politischer Parteien; 3.3 Organisations- und Funktionsbesonderheiten politischer Parteien.
Julia von Blumenthal (JB)
Prof. Dr., Institut für Sozialwissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin.
Rubrizierung: 2.222.331 Empfohlene Zitierweise: Julia von Blumenthal, Rezension zu: Elmar Wiesendahl: Parteien in Perspektive. Opladen: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/5182-parteien-in-perspektive_6806, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 6806 Rezension drucken
CC-BY-NC-SA
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