/ 17.06.2013
Sabine Ursula Nover
Protest und Engagement. Wohin steuert unsere Protestkultur?
Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2009; 302 S.; brosch., 34,90 €; ISBN 978-3-531-16313-0Diss. TU Dortmund; Gutachter: U. Schumm-Garling, H. Neuendorff. – Zivilgesellschaftlicher Protest kann sich an ganz unterschiedlichen Themen und Anlässen entzünden und ebenso breit fällt das Spektrum der handlungsleitenden Interessen und Motive der beteiligten Akteure aus. Neben Aktionen, die sich als Sprachrohr vernachlässigter Allgemeininteressen verstehen gibt es durchaus Protestformen, in denen sich eher partikulare Absichten ausdrücken. Einen derartigen Fall stellte Ende der 90er-Jahre eine Bürgerinitiative in Herten dar. Ihr gelang es, den vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe geplanten Bau einer forensischen Klinik in der Stadt zu verhindern. Die Autorin legt eine methodisch sehr anspruchsvolle Fallstudie vor, bei der es ihr einerseits um eine detaillierte Rekonstruktion von Rahmenbedingungen, Genese und Verlauf des lokalen Konflikts und deren Einordnung in den Kontext der Forschung über soziale Bewegungen geht. Andererseits versteht sie ihre Studie ausdrücklich als Beitrag zur Entwicklung und Anwendung qualitativer Analyseverfahren. Das bezieht sich zunächst auf die Verknüpfung von strukturorientierten (Ressourcen-Mobilisierung, Structural Strains, Political Opportunity Structure) und handlungsorientierten Forschungsansätzen (Kollektive Identität, Framing). Zur typologisch ausgerichteten Auswertung der – auf Basis von Dokumentenanalysen und fokussierten Interviews – erhobenen Daten orientiert sie sich an der Grounded Theory und der Narrationsanalyse. Zumal bei diesem aus der Biografieforschung stammenden Interpretationsverfahren möchte die Autorin zeigen, dass es sich nicht nur zur Untersuchung individueller Lebensgeschichten, sondern auch zur Analyse von Aggregatdaten eignet. Da die eingesetzten Untersuchungsschritte sehr sorgfältig erläutert sind, ist die Studie gerade für methodisch Interessierte anregend.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.331 | 2.325
Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Sabine Ursula Nover: Protest und Engagement. Wiesbaden: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/14813-protest-und-engagement_35657, veröffentlicht am 02.09.2009.
Buch-Nr.: 35657
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Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
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