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/ 30.05.2013
Klaus Ahlheim

Rechtsextremismus. Ethnozentrismus. Politische Bildung

Hannover: Offizin 2013 (Kritische Beiträge zur Bildungswissenschaft 8); 99 S.; 9,80 €; ISBN 978-3-930345-98-4
Politische Bildung sei „keine gesellschaftspolitische Feuerwehr“, „keine Umerziehungsmaßnahme mit Sofortgarantie“, kein Wunder‑ oder Beruhigungsmittel, keine „Blitzbude zur Vermittlung von Werten“ (9 f.), sondern umfasse langfristig angelegte Programme, schreibt Klaus Ahlheim. Diese seien, so heißt es weiter, darauf ausgerichtet, „Einstellungen, Orientierungen, Überzeugungen problematisieren, korrigieren, initiieren, aber durchaus auch beeinflussen und Positionen vermitteln“ (10) zu wollen. Mit diesen Aufgaben entwirft der Erziehungswissenschaftler ein Ideal der politischen Bildung, das „Subjektorientierung, Selbstreflexion und Selbstaufklärung mit solider Wissensvermittlung“ (87) verbindet. Im Rahmen von sechs Aufsätzen notiert er knapp den aktuellen Stand des Diskurses zu Grenzen, Krisen und Neuschöpfungen der politischen Bildung in Deutschland. Dass deren Vorgaben und Rahmenbedingungen angesichts steigender rechtsextremistisch motivierter Straftaten und alltäglicher Fremdenfeindlichkeit in der Gesellschaft überdacht werden müssen, zumal die Herausforderungen für politische Bildner bei schwindender finanzieller Ausstattung weiter steigen, formuliert der Autor nachdrücklich. Sein Plädoyer für Erhalt und Förderung vielfältiger Formen politischer Bildung ist hochaktuell; er thematisiert die Sarrazin‑Debatte und die NSU‑Morde ebenso wie neue sozialpsychologische Ansätze zum Begriff des Vorurteils vor dem historischen Kontext von Ethnozentrismus und Fremdenfeindlichkeit. Vorurteile hält er für bequeme Lernbarrieren, die positiv interpretiert aber auch ein Orientierungsmuster für das Handeln in einer komplexen Umwelt bieten, auf das der Mensch angewiesen ist. Jene Perspektiven sollen in die Professionalisierung politischer Bildner einfließen. Ahlheim fordert Anerkennung für die Akteure, er warnt vor Überoptimismus und politischer Steuerung ebenso wie vor Resignation und Abwendung. Dass politische Bildner kein Wundermittel gegen rechtsextremistische Überzeugungen brauen können, bedeute nicht, der „Verharmlosung rechtsextremistischer Weltanschauung durch Entpolitisierung“ (50) kraftlos ausgeliefert zu sein.
Ellen Thümmler (ET)
Dr., Politikwissenschaftlerin, wiss. Mitarbeiterin, Institut für Politikwissenschaft, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 2.352.37 Empfohlene Zitierweise: Ellen Thümmler, Rezension zu: Klaus Ahlheim: Rechtsextremismus. Ethnozentrismus. Politische Bildung Hannover: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/203-rechtsextremismus-ethnozentrismus-politische-bildung_43618, veröffentlicht am 11.04.2013. Buch-Nr.: 43618 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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