/ 30.05.2013
Stephan Terhorst
Sprachstrategien und Rollen politischer Akteure in der parlamentarischen Arena. Eine Inhaltsanalyse am Beispiel der Haushaltsdebatten in Nordrhein-Westfalen zwischen 2000 und 2010
Online-Publikation 2012 (http://duepublico.uni-duisburg-essen.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-31258/Terhorst_Diss.pdf); 291 S.Politikwiss. Diss. Duisburg/Essen; Begutachtung: K.‑R. Korte, A. Blätte. – Stephan Terhorst hat es sich zum Ziel gesetzt, „anhand der Auswertung von Haushaltsdebatten des nordrhein‑westfälischen Landtags zwischen 2000 und 2010 Sprachstrategien in der parlamentarischen Debatte auf Landesebene von Regierungs‑ und Oppositionsakteuren zu identifizieren sowie eine Typologisierung der Sprachstrategien vorzunehmen“ (9). Für seine Analyse greift er auf Ansätze des soziologischen Neo‑Institutionalismus, der politischen Kommunikation nach Karl‑Rudolf Korte und des Selbstdarstellungsmodells nach Erving Goffman zurück. Terhorsts Untersuchung basiert auf der Prämisse, dass die Sprachstrategien der Parlamentarier von den eingenommenen Rollen und den systemischen Rahmenbedingungen determiniert werden. Er analysiert insgesamt drei Strategietypen, denen jeweils noch Untertypen zugeordnet werden können: den „Verteidiger und Spielmacher“ (160), der ausschließlich den Regierungsparteien angehört und dem die Aufgabe zukommt, das politische Handeln zu legitimieren; den „Angreifer“ (179), der fast ausschließlich in der Opposition zu finden ist, weil er Fehler und Schwachstellen aufdeckt und diese für Attacken nutzt; und schließlich den „Libero“ (193), der eine defensive Position einnimmt und keinen direkten Gegner hat. Bereits in seinem theoretischen Teil, aber besonders bei der Darstellung der Strategietypen zieht Terhorst Parallelen zwischen Sport (speziell Fußball) und Politik, beispielsweise in Bezug auf vergleichbare Verhaltensmuster und Spielerpositionen. Das wirkt zum Teil irritierend, wenn nicht gar unwissenschaftlich. Dies gesteht auch Terhorst in einer Fußnote ein: „Die in dieser Dissertation verwendete Fußballmetaphorik banalisiert und stellt die Komplexität der politischen Kommunikation sowie der Politik insgesamt nicht ausreichend da [sic!]“ (158). Entsprechend drängen sich bereits bei der sehr trivial formulierten Prämisse, spätestens aber beim Lesen der Sprachstrategien Fragen nach dem wissenschaftlichen Mehrwert der Arbeit auf.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.35 | 2.331 | 2.325
Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Stephan Terhorst: Sprachstrategien und Rollen politischer Akteure in der parlamentarischen Arena. 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/208-sprachstrategien-und-rollen-politischer-akteure-in-der-parlamentarischen-arena_43623, veröffentlicht am 16.05.2013.
Buch-Nr.: 43623
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M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
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