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/ 11.06.2013
Dominik A. Faust

Vertrauenskrise in der Bundeswehr. Mit einem Vorwort von Gerd Schultze-Rhonhof

Gräfelfing: Resch Verlag 1998; 229 S.; hardc., 28,- DM; ISBN 3-930039-28-1
Das Vertrauensverhältnis, so die Botschaft des Buches, der Bundeswehrführung gegenüber den Soldaten und umgekehrt (vertikal), aber auch der Soldaten untereinander (horizontal) ist "teils getrübt und teils zerstört" (14). Faust geht bei seinen Darlegungen von dem Bild des konservativen Soldaten aus, dessen Anteil er als sehr hoch einschätzt und der an Traditionen (Tugenden wie Tapferkeit und Treue) festhält, die sich über Generationen hinweg als beständig erwiesen haben. Nach einer Beschreibung des Untersuchungsgegenstandes geht der Autor auf die Schlüsselbegriffe Rechtsextremismus, militärische Tradition und Vertrauen ein. Zunächst beleuchtet er dazu ausführlich die Traditionsfrage und den seit Gründung der Bundeswehr andauernden Streit um dieselbe. Denn vor allem in der ungeklärten Traditionsfrage sieht der Autor die Vertrauenskrise von unten nach oben begründet. Die "operative Hektik" (161) der Bundeswehrführung als Reaktion auf die Vorfälle von 1997 ist Hauptursache für die Vertrauenskrise von oben nach unten, aber auch (durch Denunziation) für die der Soldaten untereinander. "Die Bundeswehrführung glaubte nicht mehr vorbehaltlos an die demokratische Gesinnung ihrer Soldaten" (157) und stellte sie - getrieben von Medien und Opposition - unter Generalverdacht. In vier Einzelfallanalysen kommt Faust u. a. zu dem Schluss, dass "unter Berücksichtigung der bisher bekannt gewordenen Fakten weder die Vorfälle in Detmold, Hammelburg und Hamburg noch ein Großteil der Staatsgefährdungs-Delikte, die 1997 in die Öffentlichkeit getragen wurden, rechtsextremistisch im politikwissenschaftlichen Sinne waren" (166). An einigen Stellen lässt der Autor die kritische Distanz vermissen, die der wichtige Untersuchungsgegenstand und die auch sicherlich größtenteils richtigen Schlussfolgerungen erwarten lassen. Das sonst im Buch sichtbare Eintreten für soldatische Tugenden und die eingeforderte Pflege derselben wird bei der Bewertung der Vorfälle von Detmold, Hammelburg und Schneeberg nicht mehr berücksichtigt. So wird beispielsweise das Hammelburg-Video als "fast originalgetreuer Werbefilm, dem Apfelschuss Wilhelm Tells sowie Sketchen der britischen Komiker-Crew 'Monty Python' nachempfunden" (133), als schwarzer Humor dargestellt, die Täter fast in Schutz genommen und somit der Vorfall heruntergespielt.
Karsten Rudolf (KRu)
Dr.
Rubrizierung: 2.324 Empfohlene Zitierweise: Karsten Rudolf, Rezension zu: Dominik A. Faust: Vertrauenskrise in der Bundeswehr. Gräfelfing: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/11946-vertrauenskrise-in-der-bundeswehr_14249, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 14249 Rezension drucken
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