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/ 04.06.2013
Ulrich Eith

Wählerverhalten in Sachsen-Anhalt. Zur Bedeutung sozialstruktureller Einflußfaktoren auf die Wahlentscheidungen 1990 und 1994

Berlin: Duncker & Humblot 1997 (Ordo Politicus 30); 192 S.; 82,- DM; ISBN 3-428-09009-8
Politikwiss. Diss. Freiburg i. Br.; Erstgutachter: D. Oberndörfer. - Eiths Studie ist eine präzise Aufarbeitung von zum Teil eigens erhobenen empirischen Daten zur Bundestagswahl 1990 und zur Landtagswahl 1994 in Sachsen-Anhalt. Dabei verfolgt er die Fragestellung, ob diese Wahlen primär als Abstimmung über die Einheit Deutschlands anzusehen sind, oder aber ob in bedeutendem Maße "sozialstrukturell verankerte, längerfristig wirksame Einflußfaktoren" (15) eine Rolle spielen. Nach einem Überblick über die theoretischen und methodischen Implikationen der Fragestellung führt Eith eine Aggregatanalyse und eine Individualdatenanalyse durch. Seine Ergebnisse skizzieren wesentliche Strukturmerkmale des Parteiensystems in Sachsen-Anhalt, das sich "als zweidimensionaler Raum darstellen [läßt], dessen Hauptachse durch den Gegensatz CDU vs. PDS und Bündnis 90/Grüne charakterisiert wird" (109). Im Gegensatz zu diesen beiden Parteien weisen die Wähler von SPD und FDP keine ausgeprägten sozialstrukturellen, sondern eher regionale Schwerpunkte auf. Aus der Tatsache, daß sich dieses Muster 1994 weitgehend fortsetzt, folgert Eith, "daß der mittelfristigen Etablierung eines 'eigenständigen' Ost-Musters des politischen Wettbewerbs aufgrund der sozialstrukturell verankerten Polarisierung gute Chancen eingeräumt werden müssen" (110). Somit weist die Studie "der längerfristig wirksamen Konfliktstruktur der DDR eine eigenständige Bedeutung bei der Ausprägung der Wahlabsicht" (137) zu. Aufgrund des starken Einflusses der vormaligen Systemnähe zur Wahlentscheidung spitzt Eith seine These zu: "Die Bundestagswahl im Dezember 1990 war die letzte Wahl der DDR." (139) Besonders bemerkenswert ist die Tatsache, daß Eith nicht an diesem Punkt stehen bleibt, sondern in äußerst plausibler Art und Weise (wenn auch sehr knappe) "Strategien der Stimmenmaximierung für die Parteien" (143) formuliert. Auf diese Weise verbindet die Arbeit analytische Präzision mit praktischer Relevanz.
Manuel Fröhlich (MF)
Prof. Dr., Juniorprofessur für Politikwissenschaft, Universität Jena (www.manuel-froehlich.de).
Rubrizierung: 2.3322.325 Empfohlene Zitierweise: Manuel Fröhlich, Rezension zu: Ulrich Eith: Wählerverhalten in Sachsen-Anhalt. Berlin: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/3848-waehlerverhalten-in-sachsen-anhalt_5442, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 5442 Rezension drucken
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