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/ 02.10.2014
Hanna Hoffmann

Wahlumfragen und Wähler. Analysen zum Einflusspotential veröffentlichter Umfrageergebnisse bei den Bundestagswahlen 2009 und 2005

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2014; XIV, 239 S.; geb., 47,95 €; ISBN 978-3-631-64811-7
Diss. Hannover; Begutachtung: M. Klein, U. Rosar. – Die von mehreren Umfrageinstitutionen erhobenen Antworten auf die sogenannte Sonntagsfrage erfahren insbesondere vor dem Hintergrund einer immer größer werdenden Zahl an Wechselwähler_innen und sich erst spät für eine Partei entscheidenden Bürger_innen seit geraumer Zeit große Aufmerksamkeit. Dabei war und ist die gemessene Wahlabsicht aus zwei Gründen Gegenstand von Kontroversen. Erstens ergibt sich aufgrund unzutreffender Prognosen ein grundsätzliches Akzeptanzproblem, zweitens wird des Öfteren die Vermutung erhoben, dass die publizierten Umfrageergebnisse das Verhalten der Wähler_innen beeinflussen können. Hanna Hoffmann konzentriert sich in ihrer Dissertation auf den zweiten Aspekt und fragt: „Welche Wirkungen gehen von veröffentlichten Wahlumfragen und ihrer Berichterstattung auf die Wähler aus?“ (5) Die von ihr verwendeten Daten stammen von 2005 und 2009 und wurden mithilfe der Rolling Cross‑Section erhoben, wobei die German Longitudinal Election Study aus dem Jahre 2009 die deutlich wichtigere, da umfangreichere Datengrundlage darstellt und anhand von Mehrebenenmodellen analysiert wird. In einem ersten Schritt untersucht die Autorin die Wirkung der veröffentlichten Umfragen auf den erwarteten Wahlausgang, indem sie mittelbar die Verarbeitung der Information anhand der Beeinflussung der Erwartung bezüglich des Wahlausgangs überprüft. Auf Grundlage der Mobilisierungs‑ (knappes Rennen zwischen Parteien führt zu einer Mobilisierung der Wähler_innenschaft) und der Bequemlichkeitshypothese (eindeutiges Ergebnis führt zur Demobilisierung) analysiert Hoffmann dann die Reaktionen der Bürger_innen auf neue Informationen, sprich die Wirkung der veröffentlichten Wahlumfragen. Außerdem überprüft sie die Wirkung auf die Wahlentscheidung mithilfe der Bandwagon‑ (Zulauf an Wähler_innen für vermeintliche Gewinnerpartei) und der Underdog‑Hypothese (Stimmenzugewinn für vermeintliche Verliererpartei). Insgesamt kann Hoffmann zwar nicht in allen, aber doch einigen Modellen überzufällige Varianzen finden, durch die jedoch keine generell manipulierenden und für die Demokratie schädlichen Wirkungen durch Wahlumfragen nachweisbar sind.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.3322.333 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Hanna Hoffmann: Wahlumfragen und Wähler. Frankfurt a. M. u. a.: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/37610-wahlumfragen-und-waehler_45469, veröffentlicht am 02.10.2014. Buch-Nr.: 45469 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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