Rund um die Wahl. Ausgewählte Analysen und Berichte im Überblick
Wahlkampf und Wahrheit – Die Frage nach der sozialen Gerechtigkeit – Der Facebook-Faktor: Unter der Rubrik „Aus den Medien“ präsentieren wir ausgewählte Analysen, Interviews, Projekte und Berichte über Themen, die die Bundestagswahl im engeren und weiteren Sinne tangieren.
Unter der Rubrik „Aus den Medien“ präsentieren wir ausgewählte Analysen, Projekte und Berichte über Themen, die die Bundestagswahl im engeren wie weiteren Sinne tangieren. Beispielsweise informieren wir über von einzelnen Medien initiierte Datenrecherchen, Serien und Debatten über wahlrelevante Themen. Außerdem präsentieren wir Interviews, Kommentare und Gastbeiträge, die das Geschehen vor, während und im Nachgang der Bundestagswahl aus politikwissenschaftlicher Perspektive beleuchten.
Christoph Butterwegge, im Interview mit Sabine am Orde
„Gefahr droht ihr von innen“
taz, 24. Oktober 2018
Die AfD-Fraktion habe sich viel weniger verändert, als man das von Parteien, die neu in den Bundestag einziehen, erwarten könne. Bei der AfD habe sich keine disziplinierende Wirkung eingestellt. Zudem sei die AfD dabei, ein fester Bestandteil des deutschen Parteiensystems zu werden. Sie sei keine Außenseiterin mehr, der man mit Ignoranz begegnen könne. Gefragt sei vielmehr, sie inhaltlich zu stellen.
Katharina Brunner / Sabrina Ebitsch / Sebastian Gierke / Martina Schories
Das gespaltene Parlament
Süddeutsche Zeitung, 24. April 2018
Wie haben sich durch den Einzug der AfD in den Bundestag die parlamentarische Arbeit, die Abläufe und das Klima verändert? Für diese Reportage haben die Autor*innen sämtliche Sitzungen verfolgt und 1.500 der Redebeiträge aus 24 Sitzungstagen detailliert ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, „[w]ie sehr die AfD das Parlament spaltet. […] Mit der AfD ist die politische Debatte im Parlament deutlich schärfer geworden, die Polarisierung hat zugenommen.“
Wolfgang Merkel, im Gespräch mit Moritz Behrendt
„Für die SPD ist die Regierung die beste Bühne“
Interview, Deutschlandfunk Kultur, 4. März 2018
„Die SPD kann aus der erneuten Koalition mit der Union profitieren, ist sich Politikwissenschaftler Wolfgang Merkel sicher. In einer Regierung könne sie zeigen, ‚dass sie auch in der staatspolitischen Verantwortung ein sozialdemokratisches Profil schärfen kann‘.“
Gero Neugebauer, im Gespräch mit Christoph Heinemann
„Man hat Leuchttürme erwartet und sieht Teelichter“
Interview, Deutschlandfunk, 4. März 2018
„Beim SPD Mitgliedervotum haben 66 Prozent für eine Fortführung der Großen Koalition gestimmt. Mit 78 Prozent war die Beteiligung höher als vor vier Jahren. Politikwissenschaftler Gero Neugebauer wertet das Ergebnis als positiv im Sinne der Parteiführung: Es liege über dem, was vorher prognostiziert worden sei – doch es zeige sich auch, dass die hohe Zahl der Gegenstimmen nicht nur aus den Reihen der Jusos stammten“, heißt es im Interview.
Jana Münkel
Vergleich: Koalitionsvertrag vs. Wahlprogramm – Wer hat sich durchgesetzt?
MDR Aktuell, 7. Februar 2018
Der Koalitionsvertrag steht, er trägt den Titel „Ein neuer Aufbruch für Europa. Eine neue Dynamik für Deutschland. Ein neuer Zusammenhalt für unser Land.“ Jana Münkel vom ARD-Hauptstadtstudio hat die Wahlprogramme der Parteien mit dem Koalitionsvertrag verglichen und zeigt in einer Übersicht anhand von elf Politikbereichen, welche Partei sich bei welchen Themen durchgesetzt hat.
Jöran Klatt
SPD – Pale Ale statt Pils
Cicero, 30. Januar 2018
Die Programmatik und Rhetorik der SPD sei bis heute von einer Kultur der Aufsteigergeneration geprägt, die folglich auch nicht mehr nur vorrangig die Solidar-, sondern auch die Leistungsgesellschaft predigt, schreibt Jörn Klatt und sieht darin das zentrale Problem der SPD. Nach der folgenschweren Entscheidung für eine Politik des dritten Weges erfordere die aktuell häufig proklamierte Erneuerung einen geistigen und kulturellen Generationenwechsel. „Ob man sich nun wünscht, dass die SPD wieder nach links rückt oder sich weiter an der Mitte orientiert, ob man es für richtig hält, in Große Koalitionen zu gehen oder in die Opposition: Jede Form einer wirklichen Erneuerung der Partei müsste wohl besonders hier ansetzen.“
Heinrich Oberreuter, im Gespräch mit Tobias Armbrüster
„Verantwortung ist wichtiger als Verweigerung“
Interview, Deutschlandfunk, 13. Januar 2018
„Nach den Sondierungsgesprächen mit der Union habe die SPD nun die Schwierigkeit, ihre Basis davon zu überzeugen, dass Verantwortung wichtiger sei als Verweigerung, sagte Politologe Heinrich Oberreuter im Dlf. Um ihre Zukunft zu sichern, könne die Partei nicht ‚ideologisch an bestimmten kleinteiligeren Positionen‘ festhalten.“ (Teaser)
Karl-Rudolf Korte, im Interview mit Gespräch Christina von Ungern-Sternberg
„Das Sondierungspapier trägt die Handschrift der Angst“
Interview, ZDF Mittagsmagazin, 12. Januar 2018
Für Karl-Rudolf Korte ist das Sondierungspapier ein „Dokument der Erschöpfung“. Für viele der darin enthaltenen Maßnahmen stelle sich die Frage, warum sie nicht längst in der vergangenen Legislaturperiode in Angriff genommen wurden. Korte betont, dass die SPD innerhalb der Regierung mehr Gestaltungsspielraum hat als in der Opposition.
Martin Florack, im Gespräch mit Philipp May
„Besseres als GroKo bleibt der SPD nicht“
Interview, Deutschlandfunk, 12. Januar 2018
Das Sondierungspapier zwischen SPD und Union atme den Geist eines Weiter-so und es fehle die oft geforderte große parteiübergreifende Idee, erklärt Martin Florack (Universität Duisburg-Essen). Doch weder sollte man zu viel in das Einigungspapier hineinlesen noch zu viel von einer Großen Koalition erwarten. GroKos seien immer eine „Koalition der Trippelschritte“. Florack geht davon aus, das sich die SPD-Parteispitze auf dem Parteitag am 21. Januar gegen ihre Kritiker durchsetzen kann, da diese keine Alternativen vorzuweisen hätten.
Albrecht von Lucke
Die gärige Republik
Blätter für deutsche und internationale Politik 1/2018
Durch den Wahlerfolg der AfD stehe das gesamte Parteienspektrum unter Druck. „Der Kampf um die rechte Flanke ist eröffnet“, schreibt Albrecht von Lucke und betrachtet vor diesem Hintergrund die Situation der einzelnen Parteien. Für die SPD sieht er in einer weiteren Großen Koalition die Chance, „in den nächsten vier Jahren gegen den Rechtsruck im Parlament eine Menge Positives zu erreichen.“
Sabine Kropp, im Gespräch mit Petra Ensminger
„Die SPD hat große Angst vor der GroKo“
Deutschlandfunk, Interview, 17. Dezember 2017
Sabine Kropp (FU Berlin) erörtert die verschiedenen Optionen für die Bildung einer neuen Bundesregierung. Eine Kooperations-Koalition sei wenig praktikabel und das Konstrukt auch nicht zu Ende gedacht. Die SPD habe strategische Fehler begangen und befinde sich in der Zwickmühle, sich einerseits stärker profilieren zu müssen und andererseits der Erwartung der Wähler zu entsprechen, staatspolitische Verantwortung zu übernehmen. „Sie wird sich irgendwann entscheiden müssen, ob sie in eine Große Koalition einsteigt, oder aber den Weg einer Minderheitsregierung geht.“
Jöran Klatt
Mach's mal mit ohne
Cicero, 22. November 2017
Für Jöran Klatt vom Göttinger Institut für Demokratieforschung ist die Zeit ist reif für eine „Minderheitsregierung. Das beste Argument, es jetzt zu probieren, ist Angela Merkel. Die Bundeskanzlerin wäre die ideale Person für ein historisches Novum.“
Oskar Niedermayer, im Gepspräch mit Dietmar Neuerer
„Erst die Partei, dann das Land“
Handelsblatt, Interview, 22. November 2017
„Das Jamaika-Krisenmanagement des Bundespräsidenten wird ins Leere laufen, sagt Oskar Niedermayer. Im Interview erklärt der Politikwissenschaftler, warum Neuwahlen unausweichlich sind und wer davon profitieren könnte.“
Christine Landfried, im Gespräch mit Mario Dobovisek
„Eine Minderheitsregierung wäre auch keine Katastrophe“
Deutschlandfunk, Interview, 20 November 2017
„Den an den Jamaika-Gesprächen beteiligten Parteien habe ein großes Thema gefehlt, das sie hätte zusammenbringen können, sagte die Politologin Christine Landfried im Dlf. Eine stabile Regierung sei zwar wünschenswert, eine Minderheitsregierung aber keine Katastrophe. Bei Neuwahlen würde sich vermutlich auch nicht viel ändern.“
Thorsten Faas, im Gespräch mit Anna Sauerbrey
„Die Strategie der FDP ist hochriskant“
Tagesspiegel, Interview, 20. November 2017
Thorsten Faas spricht über die Risiken von Neuwahlen und einer Minderheitsregierung, er kann sich. Für ihn ist nicht vorstellbar, „dass wir, die Bevölkerung und die politisch Handelnden, dazu bereit sind, die Unsicherheiten einer Minderheitenregierung zu akzeptieren. Wahrscheinlicher sind wohl doch Neuwahlen.“
Tilman Mayer, im Gespräch mit Liane von Billerbeck
„Kein gutes Zeichen für das Ansehen der Politik“
Deutschlandradio Kultur, Interview, 20. November 2017
Tilman Mayer führt das Scheitern der Jamaika-Sondierungsgespräche auch auf das Fehlen einer gemeinsamen Leitidee zurück.
Gero Neubauer, im Gespräch mit Christine Heuer
„Die FDP kann wahrscheinlich wenig davon profitieren“
Deutschlandfunk, Interview, 20. November 2017
Gero Neubauer kritisiert die mangelnde Transparenz der Sondierungsgespräche. So sei es für die Öffentlichkeit kaum möglich gewesen, einen realistischen Eindruck über die Verhandlungen zu bekommen.
Albrecht von Lucke, im Interview mit Hero Warrings
„Merkel wird ironischerweise gestärkt“
n-tv, Interview, 20. November 2017
Trotz der scheinbaren Niederlage, erklärt Albrecht von Lucke im Interview, sei Angela Merkel ‚alternativlos‘. Die FDP sei mit dem Abbruch der Sondierungen ein gewaltiges Risiko eingegangen und die SPD stehe nun massiv unter Druck.
Oskar Niedermayer, im Gespräch mit Martin Zagatta
„Zwischen CSU und Grünen ist dieser Graben sehr tief“
Deutschlandfunk, Interview 18. November 2017
Ein Scheitern der Jamaika-Sondierungsgespräche hatte Oskar Niedermayer bereits einige Tage vor dem offiziellen Aus für möglich gehalten. Es zeige sich, „dass es Unsinn ist, was man sonst immer mal wieder behauptet, dass die Parteien sich gar nicht mehr unterscheiden.“
Sven Jochem, im Gespräch mit Kathrin Hondl
„Transaktionskosten steigen immens“
Deutschlandfunk, Interview, 12. November 2017
Sven Jochem (Universität Konstanz) erklärt, warum die erfolgreichen Minderheitsregierungen Skandinaviens nur bedingt als Vorbild für Deutschland herangezogen können.
Wilhelm Knelangen, im Gespräch mit Stefan Heinlein
„Kröten für jede Seite“
Deutschlandfunk, Interview, 10. November 2017
Der Kieler Politikwissenschaftler Wilhelm Knelangen betrachtet die Sondierungsgespräche im Lichte der Er ahrungen mit der schwarz-gelb-grünen Regierungsbildung in Schleswig-Holstein.
Uwe Jun, im Gespräch mit Philipp May
„Wir sind noch nicht bei Koalitionsverhandlungen“
Deutschlandradio, Interview, 3. November 2017
„Bei den laufenden Sondierungsgesprächen gehe es nicht darum, konkrete Ergebnisse zu präsentieren, sagte der Politikwissenschaftler Uwe Jun im Dlf. Ziel sei es vielmehr, Vertrauen unter den möglichen Koalitionspartnern aufzubauen, gleichzeitig aber auch ‚die Grenzen der anderen auszutesten‘“ (Abstract).
365 sherpas Gmbh
Alte Kanzlerin – neues Deutschland
Aufbruch oder Schiffbruch. Ist Jamaika möglich?
In einem zweiteiligen „Wahl-Spezial“ informiert die politische Beratungsagentur 365 Sherpas GmbH mit ausgewählten Fakten und Trends über die Ergebnisse der Bundestagswahl. Neben einer politischen Einschätzung des Wahlausgangs werden auch die Aussichten für eine Jamaika-Koalition beleuchtet.
Uwe Wagschal / Bernd Becker
Debat-O-Meter
Wissenschaftler*innen der Universität Freiburg haben unter Leitung von Uwe Wagschal, Professor für Vergleichende Regierungslehre am Seminar für wissenschaftliche Politik, und Bernd Becker, Inhaber des Lehrstuhls für Rechnerarchitektur am Institut für Informatik, das interaktive Online-Tool Debat-O-Meter entwickelt. In Echtzeit können Zuschauer*nnen per Smartphone, Tablet oder PC während einer TV-Debatte angeben, welchen Eindruck die einzelnen Kandidat*innen jeweils hinterlassen. Damit wird, so heißt es in der Projektbeschreibung, „sichtbar, wer mit welchen Argumenten beim Publikum punkten kann, wer nicht, was ankommt und was nicht. Auf diese Weise liefert das Debat-O.Meter nicht nur neue Erkenntnisse darüber, wie Diskussionen wahrgenommen werden und welche Dynamik sie entfalten, es bringt auch Podium und Publikum zusammen und ermöglicht so Interaktion und Partizipation.“ Gemeinsam mit mehreren Medienpartnern wird der Debat-O-Meter die TV-Debatten zur Bundestagswahl 2017 begleiten.
Renate Köcher
Unschlüssige Wähler
FAZ, 23. August 2017
Laut einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z) ist die Wahl noch nicht entschieden: 46 Prozent der Wähler*innen sind derzeit noch unentschlossen.
Hendrik Lehmann, Michaela Lehr, Michael Prilop und Sebastian Vollnhals
Live-Analyse: Wahlkampf in Social Media. Wie Bundestagskandidierende um Likes kämpfen und wer dabei gerade vorne liegt
Tagesspiegel, Wahl-Spezial ’17 (Sonderseite)
Mit dieser Datenerhebung wollen die Analysten herausfinden, wie aktiv die einzelnen zur Wahl stehenden Politiker*innen im Netz sind. „Da die sozialen Medien international eine immer größere Bedeutung für Wahlkämpfe haben, wollen wir ein sachliches Bild davon liefern, wie sich die Kandidaten in den sozialen Netzwerken verhalten. Wenn man sich ihre Posting-Aktivität ansieht, erkennt man, wie viel Aufwand sie betreiben, um auf Facebook und Twitter wahrgenommen zu werden. Die Zahl der Kommentare hingegen liefert Anhaltspunkte dafür, wie stark die Fangemeinde eines Politikers untereinander und mit dem Politiker interagiert. Wenn bestimmte Inhalte besonders oft geteilt werden, spricht dies dafür, dass die Fans eines Politikers sehr aktiv versuchen, seine Inhalte in den sozialen Medien zu verbreiten. Um dem Leser selbst die Interpretation der einzelnen Werte zu überlassen, führen wir sie nicht zu einem Gesamtergebnis zusammen, sondern stellen die Ergebnisse für jeden Parameter separat dar. Im Verlauf des Wahlkampfs werden wir die Veränderungen in den Social-Media-Aktivitäten der Politiker beobachten, analysieren und einordnen.“ (Aus der Projektbeschreibung)
Für ergänzende Informationen siehe
Hendrik Lehmann
Wie die Parteien Wahlkampf in Social Media machen
Tagesspiegel, 11. August 2017
http://www.tagesspiegel.de/politik/datenanalyse-wie-die-parteien-wahlkampf-in-social-media-machen/20151802.html
Google Trends
Bundestagswahl 2017
Google begleitet den Wahlkampf mit einem Trend-Portal zur Bundestagswahl 2017. Es werden Daten aus der Websuche ausgewertet und grafisch und redaktionell aufbereitet. Beispielsweise werden die Suchanfragen für die 5 Spitzenkandidat*nnen der 7 meistgesuchten Parteien angezeigt, ebenso lässt sich erfahren, mit welchen Themen die Kandidat*innen in den Suchanfragen in Verbindung gebracht werden. Ebenso werden Live-Daten über Anfragen zu den sieben meistgesuchten Parteien dargestellt, wobei derzeit (Mitte August) die AfD auf das größte Interesse stößt. Eine weitere Grafik informiert über Suchanfragen aus dem weltweiten Ausland an der Bundestagswahl.
Außerdem will Google für alle zur Wahl stehenden Direktkandidat*innen eine Infobox einrichten, mit der diese sich mit teilweise selbstverfassten Texten vorstellen und für sich werben können.
Germany’s election campaign ignores the country’s deeper challenges
The Economist, 3. August 2017
Aus Sicht der britischen Wochenzeitschrift The Economist zeichnet sich in Deutschland ein „Schlafwahlkampf“ ab. Es mangele an einem politischen Streit darüber, wie mit den mittelfristig absehbaren wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen umzugehen ist. Deutschland sei nahezu narkotisiert und habe es versäumt, die vergangenen prosperierenden Jahre zu nutzen, um in die Zukunft zu investieren. Mit dem zahnlosen Wahlkampf sei nun eine weitere Chance vertan, konstruktiv um Lösungen zu streiten.
Jörg Forbrig
Russian Hackers Can’t Beat German Democracy
Argument, Foreign Policy, 3. August 2017
Der Autor, Osteuropaexperte beim German Marshall Fund of the United States in Berlin, sieht nach den Erfahrungen in den USA und Frankreich kaum Zweifel darüber, dass Russland auch in Deutschland versuchen wird, den Bundestagswahlkampf mit Cyberattacken und Falschinformationen zu stören. Jörg Forbrig erläutert die Motive und Chancen russischer Maniulierungsversuche. Zwar sei die Internetsicherheit in Deutschland labil, doch spätestens nach dem berüchtigten Lisa Case Anfang 2016 seien die Deutschen sensibilisiert. Medien und Institutionen seien inzwischen besser vorbereitet, derartige Angriffe und Einmischungen abzuwehren.
Paul Bartmuß / Christian Kretschmer / Tim Niendorf /Sarah Obertreis
Was Anhänger von AfD und Linke eint
Zeit online, 30. Juli 2017
„Links“ und „Rechts“ scheinen nicht mehr die Pole der politischen Debatten zu sein: Auswertungen von Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) zeigen merkliche Gemeinsamkeiten bei Anhängern der Linkspartei und der AfD. Einig sind sich beide Gruppierungen, so das Autorenteam, in ihrer Unzufriedenheit mit ihrer Lebenssituation, ihren Sorgen um die wirtschaftliche Zukunft und ihren Zweifeln an der Leistungsfähigkeit der Demokratie. Der Beitrag ist Teil eines größeren Projektes am Journalistischen Seminar der Universität Mainz: Auf der Basis des SOEP führen 20 Nachwuchsjournalisten eine umfassende Recherche zum Leben in Deutschland durch.
Thorsten Faas, im Gespräch mit Susanne Führer
Alles Merkel – oder was?
Deutschlandfunk Kultur, Tacheles, 22. Juli 2017
Thorsten Faas erörtert die Kräfteverhältnisse vor der Bundestagswahl Wahl und erklärt unter anderem, warum in Deutschland Polarisierungen im Wahlkampf sehr schwierig sind. Durch die große Vielfalt der Koalitionsopitonen sei gar nicht klar, so Faas, „wenn wir heute wählen, was am Ende dieses Wahltags dann als Koalition resultiert“.
Universität Duisburg-Essen
Campus:Report 1/2017: Schwerpunkt Wählen und Manipulieren
In dem Schwerpunkt Wählen und manipulieren der Uni-Zeitung Campus:Report ist nachzulesen, was man für eine Wahl von der Türkei lernen kann, ob Bots im Wahlkampf verboten gehören und was die AfD ausmacht. Mit Beiträgen von Christoph Bieber, Ulrike Bohnsack, Karl-Rudolf Korte und Haci-Halil Uslucan.
Bernhard Weßels
Wahlkampf und Wahrheit
Interview, Inforadio des rbb, 1. Juli 2017
Ein internationaler Datenvergleich zeige, dass in zehn untersuchten Ländern etwa 60 Prozent der Wahlversprechen von den dann regierenden Parteien eingehalten worden seien, berichtet Prof. Dr. Bernhard Weßels (Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung) in diesem Radiointerview. Wähler sollten aber wissen, dass nicht jedes Versprechen umgesetzt werden könne, weil zum Beispiel eine Koalition eingegangen werde. Zu bedenken sei, dass Wahlprogramme zunächst immer auch für die Mobilisierung eine wichtige Funktion erfüllten. Setze sich beim Wähler allerdings der Eindruck durch, Versprechen würden gar nicht erfüllt, könne dieser zum Nicht- oder zum Protestwähler werden.
Was ist soziale Gerechtigkeit?
Tagesspiegel Debattenportal Causa, Mai/Juni 2017
Auf dem Debattenportal des Tagesspiegel diskutieren Christoph Butterwegge, Thomas Köster und Karl-Rudolf Korte darüber, wie es in Deutschland um soziale Gerechtigkeit bestellt ist und wie sie zu erreichen ist.
Benedikt Herber
Das Wahlparadoxon: Warum überhaupt noch wählen?
Süddeutsche Zeitung, 29. Mai 2017
Ausgehend von der Annahme, dass das Wählen an sich als irrationaler Akt gesehen werden könnte, hat der Autor verschiedene Politikwissenschaftler befragt. Als einen positiven Aspekt arbeitet er die integrative Wirkung des Wählens heraus, da die Bürger*innen über die Wahl kommunizieren und durch ihre Teilnehme ein Wahlvolk bilden.
Jannis Brühl / Katharina Brunner / Sabrina Ebitsch
Der Facebook-Faktor
Wie das soziale Netzwerk die Wahl beeinflusst
Mit einer aussagekräftigen Datenrecherche hat die Süddeutsche Zeitung untersucht, wie im sozialen Netzwerk Facebook Politik betrieben wird. Jannis Brühl, Katharina Brunner und Sabrina Ebitsch haben über einen Zeitraum von sechs Monaten über eine Million „Likes“ von 5.000 Facebook-Usern ausgewertet und auf dieser Basis die politische Landschaft vermessen. „Vor dem Hintergrund der Diskussion um Filterblasen und Einfluss von sozialen Netzwerken auf politische Vorgänge und Entscheidungen im Wahljahr wollen wir Erkenntnisse darüber gewinnen, wie politisch Facebook ist, wie dort Politik gemacht wird, wie sich die einzelnen politischen Sphären darstellen, was sie prägt und was wiederum vielleicht diejenigen prägt und beeinflusst, die sich in ihnen bewegen“, skizziert Katharina Brunner die Zielsetzung des Projekts „Der Facebook-Faktor“ (http://www.sueddeutsche.de/digital/der-facebook-faktor-so-haben-wir-die-daten-recherchiert-1.3474026). Eine interessante Erkenntnis aus dieser Analyse ist, dass es entlang des politischen Spektrums keine streng voneinander abgeschotteten Filterblasen gibt, lediglich die AfD scheint in einer eigenen Echokammer isoliert zu sein. Die Ergebnisse wurden Anfang Mai 2017 in mehreren Artikeln vorgestellt, der oben angegebene Link verweist auf den Hauptbeitrag mit animierten Visualisierungen und weiteren Links. Facebook-User können außerdem in einem Test erfahren, wo ihre eigene Facebook-Welt auf der politischen Skala zwischen rechts und links einzuordnen ist.
Repräsentation und Parlamentarismus
Literatur
Denkfabrik – Forum für Menschen am Rande, Sozialunternehmen NEUE ARBEIT gGmbH Stuttgart (Hrsg.)
„Gib mir was, was ich wählen kann“ – Demokratie ohne Langzeitarbeitslose? Motive langzeitarbeitsloser Nichtwähler/innen
Köln, Herbert von Halem Verlag 2017
Joachim Helfer / Marco Meyer / Klaus Wettig (Hrsg.)
Wenn ich mir etwas wünschen dürfte. Dichter und Denker zur Bundestagswahl 2017
Göttingen, Steidl Verlag 2017
Martin Rupps
Kanzlerdämmerung. Wer zu spät kommt, darf regieren
Zürich, Orell Füssli Verlag 2017
Rezension
{BID=40592}Bei der Erklärung des Auf- und Abstiegs der Volksparteien wurden aus Sicht von Manfred Güllner, Geschäftsführer des Sozialforschungsinstituts forsa, die Interessenlagen der Wähler*innen nicht ausreichend berücksichtigt. Er zeichnet die Entwicklung der Wahlentscheidungen in Deutschland seit 1945 nach und bietet so zugleich eine politische Geschichte der Bundesrepublik im Lichte der Meinungsforschung. Für ihren Niedergang seien die SPD und die Unionsparteien selbst verantwortlich, so Güllner, da sie seit den 1980er-Jahren die Erwartungen und Wünsche der Mehrheit der Bevölkerung aus dem Blick verloren hätten.
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zum Thema
Bundestagswahl 2017