Politikwiss. Diss.; Gutachter: E. Jesse, K. Ziemer. - In einem sehr breiten Ansatz will Zeschmann "alle Facetten des politischen Subsystems sowie eine Vielzahl von Fragen des gesellschaftlichen Systems insgesamt" (24) ansprechen. Die erste Hälfte der Arbeit widmet sich, gestützt auf eine große Zahl an Zitaten, der umfassenden Bestandsaufnahme diverser Meinungen und Erklärungen zu Lage und Ursachen des Gesamtkomplexes "Verdrossenheit". In der zweiten Hälfte stellt Zeschmann zahlreiche Reformvorschläge sowohl aus der Literatur als auch aus der Praxis anderer Staaten für alle Bereiche des politischen und gesellschaftlichen Lebens vor, mit denen die angestrebte "pluralistisch-partizipative Diskursdemokratie" (312) erreicht werden könnte. Diese Vorschläge werden anhand eines selbstentwickelten Kriterienkataloges extensiv diskutiert und mit Hilfe einer entsprechenden Punkteskala bewertet. Zeschmanns abschließendes Bündel von Reformvorschlägen steht auf zwei Säulen: einerseits Reformen innerhalb der Parteien, z. B. grundsätzlich Urwahlen von Parteiämtern, Mitgliederentscheide, mitgliederoffene Parteitage sowie für alle Bürger offene Partei-Projektgruppen. Andererseits befürwortet der Autor Reformen politischer Institutionen und Verfahren, z. B. Volksentscheide oder regelmäßige Basisversammlungen der Bürger. Gleichermaßen Grundvoraussetzung wie Ziel ist dabei eine stärkere Politisierung aller Teile der Gesellschaft. Wege zur Durchsetzung der Reformen im bestehenden politischen System werden nicht erörtert. Aus dem Inhalt: 2. Grundlagen und Voraussetzungen: 2.1 Theorie des gesellschaftlichen Wandels: 2.1.1 Theorie des Wertewandels; 2.1.2 Theorie und Konzeption der Risikogesellschaft. 2.2 Normative und modelltheoretische Vorgaben des Grundgesetzes: 2.2.1 Das grundgesetzliche Verständnis der zentralen demokratischen Norm "Volkssouveränität"; 2.2.2 Die Legitimation demokratischer politischer Herrschaft nach dem Grundgesetz; 2.2.3 Die grundgesetzlich definierte Gewaltenteilung im Zusammenwirken mit dem Parteienstaat. 2.3 Entwicklung eines idealtypischen Modellkonstrukts auf der Basis relevanter Demokratietheorien. 3. Belege und Hintergründe zur Politiker- und Parteienverdrossenheit: 3.1 Wirkungen der deutschen Politischen Kultur. 4. Analyse der Zusammenhänge: 4.6 Analyse des Erfüllungsgrades von Legitimations- und Repräsentationserfordernissen durch Volksparteien; 4.7 Ansatzpunkte für Reformmöglichkeiten der Volksparteien. 5. Instrumente zur Realisierung pluralistisch-partizipativer Diskurs-, Arbeits- und Organisationsstrukturen als Ergänzung der "repräsentativen" Parteiendemokratie: 5.2 Problemlösungsbeiträge durch eine Wahlrechtsreform; 5.3 Reformansätze zur Praxis der Volksparteien: 5.3.1 Vorschläge zur Verbesserung der Einflußmöglichkeiten der Mitglieder; 5.3.2 Öffnungsmöglichkeiten der Parteien gegenüber den Bürgern. 5.4 Partizipative Instrumente zur Gestaltung des politischen Willensbildungsprozesses außerhalb der Parteien: 5.4.1 Problemlösungsbeiträge durch "klassische" direktdemokratische Instrumente; 5.4.2 Neue instrumentelle Formen der Bürgerbeteiligung. 6. Komplexer Problemlösungsvorschlag für ein Überleben unserer Demokratie: 6.1 Veränderungen und Erweiterungen der Organisation des demokratischen Willensbildungs- und Entscheidungsfindungsprozesses; 6.2 Möglichkeiten weitergehender Gewaltenteilung und verbesserter Basiskontrolle; 6.3 Begrenzung der Amtszeit von leitenden Mitgliedern der Exekutive; 6.4 Bewertung der Problemlösungskonzeption; 6.5 Ausblick und weiterer Forschungsbedarf.