Politikwiss. Diss. Tübingen; Erstgutachter: V. Rittberger. - Welche Bedeutung haben strukturelle Eigenschaften von internationalen Organisationen für die Bereitschaft mächtiger westlicher Industriestaaten, sich tendenziell kooperativ zu verhalten? Mit dieser Fragestellung unternimmt Kittel eine empirische Überprüfung neoinstitutionalistischer Theorien der Internationalen Beziehungen gegenüber neorealistischen Theorien. Dazu dient eine Fallstudie der Politik der Vereinigten Staaten gegenüber UNESCO und ITU am Beispiel der Debatte um eine neue Weltinformations- und Kommunikationsordnung von 1982 bis 1988. Untersucht werden die Bedeutung von Mandat, Struktur, Funktion und Rolle einer internationalen Organisation für die Außenpolitik eines Staates auf einer Skala von konstruktivem Verhalten bis Austritt. Ergebnis ist, daß in diesem Fall die Außenpolitik der USA tendenziell um so kooperativer ist, je spezifischer und technischer das Mandat der Organisation, je größer der Einfluß westlicher Staaten und je eher die Organisation die Rolle eines Instruments besitzt. Mit ihrer Untersuchung kann die Autorin eindrucksvoll aufzeigen, daß institutionelle und organisatorische Faktoren für die Erklärung von Außenpolitik eine bedeutende Rolle spielen. Damit greift sie eine zentrale Annahme des Neorealismus in ihrem Kern an. Inwiefern ihre Hypothesen jedoch für alle "mächtigen, westlichen Industriestaaten" (31) gelten oder nur für die Vereinigten Staaten, muß weiterer Forschung überlassen werden.