Der Autor ist Mitglied des Auswärtigen Dienstes und war als solches unter anderem auch im Planungsstab des Auswärtigen Amts sowie an den Botschaften in Washington, Moskau und Paris tätig. Sein Buch enthält jedoch keine empirische Analyse der konkreten Außenpolitik. Er ist an den normativen Grundlagen der Außenpolitik interessiert und versucht insbesondere, Maßstäbe für die deutsche Außenpolitik zu definieren. Die Analyse der konkreten Politik erfolgt deshalb nur exemplarisch. Sein wichtigstes Anliegen ist es, den aus seiner Sicht falschen Gegensatz zwischen Idealismus und Realismus in der Außenpolitik aufzuheben. "Das Denken in ihren Kategorien führt zu Missverständnissen. Staaten- und Gesellschaftswelt, Interessen und Werte, Macht und Verantwortung, Konflikt und Zusammenarbeit sind keine Gegensätze. Sie können sich jeweils ergänzen. Nur auf der Grundlage ihrer Verbindung können wirklichkeitsnahe Maßstäbe der Außenpolitik gewonnen werden." (13) Die verbindende Klammer findet Heumann im Liberalismus. Liberale Außenpolitik ist für ihn der Maßstab und das Ziel der deutschen Außenpolitik. "Multilateralismus ist die Methode dieser Außenpolitik, Europa und Demokratie ihr Ziel, Verantwortung ihr Wesen." (137) Wer bei diesen Stichworten sofort an den Politiker denkt, der die bundesdeutsche Außenpolitik in den Achtzigerjahren prägte, liegt damit richtig: Heumann bewertet die Politik Hans-Dietrich Genschers ausgesprochen positiv und stellt sie mehrfach als beispielhaft für seine Auffassung von liberaler Außenpolitik dar. In diesem Sinne plädiert er im Grunde für weitgehende Kontinuität in der deutschen Außenpolitik. Sein Buch ist in einer sehr verständlichen Sprache abgefasst und wendet sich deshalb an einen größeren Leserkreis, aber auch Politikwissenschaftler werden es mit Gewinn lesen.