Das Jahrbuch trägt einen falschen Titel und gilt tatsächlich für die Jahre 2007/2008. Hervorgegangen ist es aus einer Vortragsreihe an der Universität Münster. Gleich im ersten Beitrag steckt der Herausgeber die kritisch-konstruktive Linie der Texte ab: So kritisiert Thränhardt an der deutschen Rechtswirklichkeit, dass Asylbewerber örtlich gebunden würden, anstatt in ihrem Initiativbedürfnis gestärkt zu werden. Die politischen Selbstvertretungen von Migranten würden beargwöhnt, anstatt ihre wirtschaftliche Eigenverantwortlichkeit herauszustreichen. Rita Süssmuth plädiert in ihrem Vortrag für die dringend benötigte Zuwanderung ausländischer Fachkräfte, nicht zuletzt um die Abwanderung ähnlich qualifizierter Deutscher auszugleichen. Wie die Zuwanderung gesteuert werden kann, wird im anschließenden Text von Oliver Schmidtke am Beispiel von Kanadas Punktesystem untersucht, zu dem dann Holger Kolb eine Alternative vorschlägt. Im zweiten Teil des Bandes wird das Produktivitätspotenzial von Migration aufseiten der Ausgangsländer betont: Durch private Transferzahlungen und die Öffnung des westlichen Arbeitsmarktes werde die Wirtschaft von Entwicklungsländern weit mehr unterstützt als durch staatliche Entwicklungshilfe, so die These in den Texten von Thränhardt und Uwe Hunger. Migration, so die optimistische Botschaft des Buches, könne eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten sein. Wie genau eine solche Situation geschaffen werden kann, dazu präsentiert der lesenswerte Band interessante Argumente.