Politikwiss. Examensarbeit Köln; Gutachter: Th. Jäger. – Im Jahr 2001 rutschte Argentinien in eine schwere Wirtschaftskrise, die zudem eine grundlegende Vertrauenskrise in das politische System auslöste. Die Wirtschaftskrise wird zumeist auf eine extrem ausgeprägte Korruption während der Privatisierungspolitik der 90er-Jahre unter Präsident Carlos Menem zurückgeführt. Zwar sei Korruption schon seit dem Amtsantritt Menems latent vorhanden gewesen, die Hauptursache für Krise und Korruption sei aber in der von zahlreichen Unregelmäßigkeiten begleiteten und letztlich gescheiterten Privatisierungspolitik zu suchen, schreibt der Autor. Er untersucht den Einfluss der Korruption auf das Scheitern der Wirtschaftsreform und fragt nach Variablen, die die Entstehung von Korruption beeinflussen. Zunächst erfolgt eine differenzierte Begriffsklärung, die zu einer Typologie von Korruption einerseits und Privatisierung andererseits führt. Anschließend skizziert er das politische System Argentiniens als das einer Semi-Autokratie, in dem unter der charismatischen Herrschaft Menems Parlament und Justiz weitgehend ausgeschaltet wurden. Vor diesem Hintergrund dokumentiert er die erfolgten Privatisierungen in den einzelnen Wirtschaftsbereichen, untersucht anhand der zuvor erarbeiteten Typologien die Zusammenhänge zwischen Privatisierung und Korruption und weist ein hochgradig korruptionsanfälliges Umfeld der politischen Elite im Argentinien der 90er-Jahre nach.