Die USA werden immer wieder als Paradigma für ein offenes Nationverständnis zitiert, das oft genug als Alternative oder gar Gegenentwurf zum europäischen Verständnis präsentiert wird. Das Nationverständnis spiegelt sich geradezu in Auseinandersetzungen um Einwanderung und Staatsbürgerschaft und stellt zugleich dessen Grundlage dar. Dieses Thema arbeitet der Beitrag von Herrmann (der mehr als die Hälfte des Buches füllt) hauptsächlich für das 19. und 20. Jahrhundert auf. Solchermaßen vorbereitet wird auch niemanden mehr die Debatte der 80er- und 90er-Jahre verwundern, die sich an Curriculum-Fragen der Schulen entzündete. Fischer-Inverardi zeichnet die damalige Diskussion um multikulturelles Lernen an den Beispielen der Staaten New York und Kalifornien nach. Und Vorländer versucht in seinem ersten Beitrag, drei Hauptargumentationslinien solcher Debatten bloßzulegen, die sich darin unterscheiden, dass sie Differenz entweder überbrücken, aushalten oder bestärken wollen (31). Die Beiträge vermitteln allesamt die Einsicht, dass das Konzept einer allein auf freiheitlich-demokratischen Werten begründeten Nation in den Debatten in den USA höchst umstritten ist. Inhalt: Hans Vorländer: Der Kampf um die Deutungsmacht. Nationale Identität und Multikulturalismus in den USA (15-54); Ulrike Fischer-Inverardi: Multikulturalismus in öffentlichen Schulen der USA: Zwei Fallstudien (55-104); Dietrich Herrmann: Mitgliedschaft in den USA: Debatten um Einwanderung, Staatsbürgerschaft und Wahlrecht (105-243); Hans Vorländer: Auf dem Weg zu einer postnationalen Staatsbürgerschaft? - Ambivalenzen des Bürgerbegriffs in Antike und Moderne (245-265).