Diss. phil. Bremen. - Bei der Studie handelt es sich um eine psycho-soziale Untersuchung der Bewußtseinsprozesse der Nicaragua-Solidaritätsbewegung in der Bundesrepublik von Mitte bis Ende der achtziger Jahre. Denk- und Interpretationsmuster ihrer Akteure und Akteurinnen werden expliziert und kritisch hinterfragt. Dies geschieht u. a. auf der Grundlage der Theorie des Alltagsbewußtseins (Leithäuser) und des Konzepts kollektiver Identität (Melucci). Die Nicaragua-Solidaritätsbewegung wird in den weiteren Zusammenhang der neuen sozialen Bewegungen in der Bundesrepublik eingeordnet. Bei der Einschätzung ihrer politischen Bedeutung kommt der Autor zu dem Ergebnis, daß die Wahrnehmung der sich in Nicaragua verwirklichenden Utopien eine entscheidende Rolle für die Herausbildung von "master-frames" spielt, die die Nicaragua-Solidaritätsbewegung mobilisierten und ihr Orientierung gaben. Sie gewann dort politisches Gewicht, wo ihre Wahrnehmung der nicaraguanischen Realität und ihr darauf bezogenes Handeln dominante Codes in der Bundesrepublik in Frage stellte.