Geschichtswiss. Habilitationsschrift FU Berlin. - Obwohl es sich um eine geschichtswissenschaftliche Arbeit handelt, ist das Thema unmittelbar politisch relevant: Es geht um die seitens der SED betriebene "Transformation einer Schlüsselgruppe des akademischen Berufssystems, die sich unter dem Druck der ideologischen Formierung von einer bürgerlichen Bildungselite zu einem Teil der sozialistischen 'Intelligenz' wandelte" (13). Mit anderen Worten: Jessen untersucht in seiner umfangreichen, quellengesättigten Studie, inwieweit es der politischen Führung der DDR gelang, die Hochschullehrerschaft auf Kurs zu bringen – mittels ideologischer Vereinnahmung und durch massive Einflußnahme auf die soziale Zusammensetzung der universitären Elite. In Jessens Terminologie: durch eine "Politik diktatorischer Gegenprivilegierung von Unterschichtenaufsteigern" (16). Obwohl die SED nicht alle ihre Ziele verwirklichen konnte, ist das Resümee des Autors insgesamt vernichtend: Nicht einmal die nationalsozialistische Gleichschaltungspraxis hat einen so tiefgreifenden Struktur- und Mentalitätswandel in der Hochschullandschaft bewirkt wie das Regime der Einheitssozialisten. Inhaltsübersicht: A. Historische Voraussetzungen und die Folgen der deutschen Teilung; B. Der Zugang zu Titel und Stelle; C. Konturen des Hochschullehrerberufs; D. Elitewechsel und akademische Generationen; E. Der Strukturwandel der Hochschullehrerschaft im Überblick.