Entwicklungstendenzen des Arbeitsmarktes werden von verschiedenen sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Disziplinen beobachtet, analysiert und bewertet – auffällig ist dabei, wie deutlich sich die jeweiligen Fachperspektiven in Problemverständnis und Diagnosen voneinander unterscheiden. Aussagen und Ergebnisse der Jahrestagung 2007 des Wirtschaftspolitischen Ausschusses des Vereins für Socialpolitik können für eine Auseinandersetzung stehen, die nahezu ausschließlich von ökonomischen Disziplinen dominiert wird. Bedingungen und Tendenzen des Beschäftigungssystems werden teils empirisch – am Beispiel der Situation in den Niederlanden, der deutschen Tariflohnentwicklung und einer Diskussion des Instruments Kombilöhne –, teils mit Blick auf gesamt- und weltwirtschaftliche Rahmenbedingungen erörtert. Folgt man dieser generellen Perspektive, dann muss das Urteil über die „Zukunft der Arbeit“ eher skeptisch ausfallen. Im einleitenden Aufsatz werden drei Faktoren hervorgehoben, die das klassische Postulat einer weitgehenden Integration der Erwerbsbevölkerung in den Arbeitsmarkt systematisch zu gefährden drohen. Erstens hat sich das Arbeitskräftepotenzial in den 90er-Jahren aufgrund der Entwicklungen in den ehemaligen Ostblockstaaten, in China und Indien verdoppelt. Zweitens führen technologisch bedingt sinkende Transaktionskosten zu einer Beschleunigung der internationalen Arbeitsteilung und damit verbundener Verlagerung von Produktion. Vor diesem Hintergrund nimmt drittens die Ungleichheit der Lebensverhältnisse zwischen den Regionen zu. Angesichts dieses Szenarios werden Handlungsempfehlungen formuliert, die auch in anderen einschlägigen wirtschaftswissenschaftlichen Stellungnahmen enthalten sind: eine Politik der Deregulierung, Entbürokratisierung und Flexibilisierung sowohl für Arbeits- wie für Güter- und Dienstleistungsmärkte. Aber selbst bei einer derartig marktorientierten Politik wird es – das sehen die Autoren sehr wohl – soziale Ungleichheiten und Verlierer geben, die keinen Zugang mehr zum Markt finden.