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/ 19.06.2014
Siegfried Frech / Olaf Groh-Samberg (Hrsg.)

Armut in Wohlstandsgesellschaften

Schwalbach/Ts.: Wochenschau Verlag 2014 (Basis/index.php?option=com_content&view=article&id=41317 Politik); 21 S.; 16,80 €; ISBN 978-3-89974898-7
Armut ist nicht zuletzt in der Erforschung gesellschaftlicher Schichtung und sozialer Ungleichheit längst zu einer zentralen Kategorie geworden. In diesem Sammelband werden einzelne Dimensionen von Armut dargestellt, wobei die Autorinnen und Autoren auf den aktuellen Diskurs sowie die jüngsten Entwicklungen eingehen und eine Einordnung in räumlicher und zeitlicher Hinsicht vornehmen. Auch ein Ausblick im Sinne einer Perspektive für weitere Diskussionen wird gegeben. Deutlich wird, dass Armut zu großen Teilen vererbt wird, wie Christoph Butterwegge anhand der Kinderarmut in Deutschland aufzeigt. Dass sich Armut auch auf die Gesundheit auswirken kann, erläutern Martin Karlsson und Sarah Okoampah. Sie verweisen in diesem Zusammenhang auch darauf, dass Armut aktuell und wohl auch auf absehbare Zeit nicht wirkungsvoll bekämpft wird. Mit Blick auf die Alterssicherung kritisieren Claudia Vogel und Harald Künemund deutlich die Abkehr vom umlagefinanzierten System. Nach Ansicht von Olaf Groh‑Samberg ist in den zurückliegenden Jahren ein Trend zur Verfestigung der Armut deutlich geworden. Die insofern durchaus beunruhigende Bestandsaufnahme mag – wie Klaus Dörre zeigt – auch gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen geschuldet sein, die die Schichtungsmuster in der Sozialstruktur zum Teil durch die Feminisierung der Arbeit schleichend verändern, zum Teil durch die Auswirkungen des Finanzmarktkapitalismus mit großer Dynamik pulverisieren. Dass es sich dabei um Fragen sozialer und damit immer auch politisch zugänglicher Ungleichheit handelt, wird beim Vergleich mehrerer europäischer Länder deutlich. Dieser führt Roland Verwiebe zu der Erkenntnis, dass die Armutsrisiken in den unterschiedlichen Ländern bisweilen stark variieren. Der Erfolg der Armutsbekämpfung hänge demnach stark von sozialpolitischen Konzepten ab. Gerade vor diesem Hintergrund sollte diskutiert werden, ob ein Systemwechsel hin zum Bürgergeld, wie Michael Opielka es vorschlägt, die einzige wirksame Möglichkeit darstellt, einer Ausweitung und Verfestigung von Armut zu begegnen. Ein eigenes Kapitel zu methodischen Fragen der Erforschung von Armut hätte zwar weitere interessante Anstöße zu Debatten bieten können, aber möglicherweise den Rahmen des übersichtlichen und dennoch informativen sowie breit gefächerten Bandes gesprengt.
Daniel Gerstenhauer (DG)
M. A., Sozialwissenschaftler, Doktorand, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.2622.232.3422.352.222.331 Empfohlene Zitierweise: Daniel Gerstenhauer, Rezension zu: Siegfried Frech / Olaf Groh-Samberg (Hrsg.): Armut in Wohlstandsgesellschaften Schwalbach/Ts.: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/37200-armut-in-wohlstandsgesellschaften_45384, veröffentlicht am 19.06.2014. Buch-Nr.: 45384 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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