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/ 05.06.2013
Monika Alisch / Jens S. Dangschat

Armut und soziale Integration. Strategien sozialer Stadtentwicklung und lokaler Nachhaltigkeit

Opladen: Leske + Budrich 1998; 255 S.; kart., 44,- DM; ISBN 3-8100-1974-7
Nach einer Aufarbeitung der wissenschaftlichen Armutsforschung in den späten 80er und den 90er Jahren sowie einer kritischen Würdigung vorhandener Daten und Indikatoren für soziale Benachteiligung befassen sich die Autorin und der Autor mit den Ursachen von Armut und deren räumlicher Konzentration. Im Anschluß wird Armut als Problem der (Groß-)Städte beschrieben und am Beispiel Hamburgs konkretisiert. Die wesentliche These hierbei lautet, "daß zunehmende Armut Folge einer Wachstums- und Wettbewerbskonkurrenz ist", also "Armut durch Wohlstand" entsteht (66) und die Ansätze zur Armutsbekämpfung dieser Erkenntnis Rechnung tragen müssen. Als Erklärungsansätze für Armut und sozial-räumliche Unterschiede werden ökonomische Umstrukturierungen, die Deregulierung des Wohnungsmarktes, der soziale Wandel infolge ökonomischer, demographischer und kultureller Veränderungen sowie die fortschreitende Segregation der Gesellschaft herangezogen. Als Indikatoren für Armut im Städtevergleich verwenden die Autorin und der Autor die Entwicklung von Arbeitslosigkeit, Sozialhilfedichte und Sozialhilfeausgaben sowie die Pro-Kopf-Verschuldung der Kommunen. Die zuvor beschriebenen Prozesse am Beispiel Hamburgs zeichnen Alisch und Dangschat nach, wobei die Wirtschafts- und die Stadtentwicklungspolitik, das Ausmaß der sozial-räumlichen Unterschiede zwischen den Stadtteilen und die Entwicklung des Hamburger Arbeits- und Wohnungsmarktes untersucht werden. Es schließen sich Vorschläge für eine veränderte Stadtentwicklungspolitik an, die allen Planungen eine Sozialverträglichkeitsprüfung voranstellt und mit ihren Maßnahmen in den benachteiligten Stadtteilen und bei den betroffenen Bevölkerungsgruppen vor Ort ansetzt. Diesen Ansatz der quartiersbezogenen lokalen Politik verdeutlichen die Autorin und der Autor exemplarisch an der Wirtschaftsförderung, der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Wohnungspolitik. Sie plädieren für eine integrierte Stadterneuerung in Abkehr bisheriger behördlicher Arbeitsteilung, bei der soziale Zielsetzungen Priorität genießen, und skizzieren ein Stadtteilmanagement, dessen Handlungsprinzipien "Quartiersbezug, Prozesshaftigkeit und Bewohnerorientierung" (232) heißen. Die teils sehr konkreten Vorschläge, wie zum Beispiel die Bereitstellung von Büroraum für Existenzgründer in der Anfangsphase oder auch der geforderte Quartiersbezug der Arbeitsmarktpolitik, sind inzwischen Bestandteil der Hamburger Stadtentwicklungspolitik. Ob jedoch der skizzierte integrierte Ansatz aller beschriebenen Politikfelder politische Mehrheiten finden, umgesetzt und erfolgreich sein wird, bleibt offen.
Christian Schütze (ChS)
Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.3422.325 Empfohlene Zitierweise: Christian Schütze, Rezension zu: Monika Alisch / Jens S. Dangschat: Armut und soziale Integration. Opladen: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/8144-armut-und-soziale-integration_10756, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 10756 Rezension drucken
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