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/ 11.06.2015
Yanis Varoufakis / Stuart Holland / James Galbraith

Bescheidener Vorschlag zur Lösung der Eurokrise. Aus dem Englischen von Ursel Schäfer

München: Verlag Antje Kunstmann 2015; 63 S.; 5,- €; ISBN 978-3-95614-051-8
Wenige Ereignisse haben die Krise in der Eurozone so beeinflusst wie der Regierungswechsel in Griechenland am Anfang dieses Jahres. Der neuen Regierung, die die Austeritätspolitik der Troika grundsätzlich in Frage stellt, gehört als Finanzminister auch Yanis Varoufakis an. Der Ökonom hat schon seit 2010 mit seinen Kollegen Stuart Holland und James K. Galbraith an einem alternativen Vorschlag zur Lösung der Krise in der Eurozone gearbeitet. Dieser „Bescheidene Vorschlag“ (Titel) liegt nun in deutscher Übersetzung vor und ermöglicht einen detaillierten Einblick in die wirtschaftspolitischen Vorstellungen des neuen griechischen Finanzministers. Varoufakis und Kollegen identifizieren vier Teilkrisen: eine Banken‑, eine Schulden‑, eine Investitions‑ und eine soziale Krise. Der Lösungsvorschlag zielt auf die Bearbeitung jeder dieser Krisen ab und erkennt dabei mehrere Realitäten an, was eine schnelle Umsetzung der Lösung ermöglichen soll – Prinzipen wie die eigene Haftung jedes Staates, das Verbot von Staatsfinanzierung durch die EZB und die Vermeidung von Instrumenten gemeinschaftlicher Verschuldung bleiben unangetastet. Als konkrete Vorschläge nennen die Autoren einen Mechanismus zur Bankenrekapitalisierung, eine teilweise Überführung von Staatsschulden an Gemeinschaftsinstitutionen, ein auf europäischer Ebene initiiertes Investitionsprogramm und soziale Nothilfen. Die Vorschläge erscheinen zunächst praktikabel, da – ohne dass Vertragsänderungen notwendig wären – bestehende Institutionen wie der ESM, die EZB oder die EIB zusätzliche Aufgaben wahrnehmen würden. Besonders beim Investitionsprogramm zeigt sich jedoch der gedankliche Hintergrund der Autoren. Ihre Annahme, dass eine Zunahme öffentlicher Investitionen zu mehr Wachstum und Arbeitsplätzen führt, ist je nach Sichtweise optimistisch oder naiv, zumal nicht ausgeschlossen werden kann, dass durch diese Investitionen eine neue Blase wie im spanischen Bausektor vor der Krise entsteht. Dennoch lädt dieser schmale Band zum Nachdenken ein, da er einen europarechtlich durchführbaren Lösungsvorschlag ausbuchstabiert. Wer auch immer die Diskussion um die Eurorettung verfolgt, sollte dieses Buch zur Hand nehmen.
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Rubrizierung: 3.5 Empfohlene Zitierweise: Max Lüggert, Rezension zu: Yanis Varoufakis / Stuart Holland / James Galbraith: Bescheidener Vorschlag zur Lösung der Eurokrise. München: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de//index.php?option=com_content&view=article&id=38526, veröffentlicht am 11.06.2015. Buch-Nr.: 47096 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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