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/ 03.06.2013
Mechtild M. Jansen

Das Claudia-Nolte-Phänomen

Bonn: Verlag J. H. W. Dietz Nachfolger 1997; 207 S.; brosch., 36,- DM; ISBN 3-8012-0248-8
Gegenstand dieser sich mehr als Essay gerierenden Publikation ist die Frauenpolitik in der Ära Kohl. Als dieser Anfang der achtziger Jahre antrat, sollte die geistig‑moralisch‑politische "Wende" auch in der Frauenpolitik beginnen ‑ die veränderte Gesellschaft machte eine angepaßte konservative Frauenpolitik notwendig. Die Personalwechsel im Amt der Frauenministerin von Rita Süßmuth über Ursula Lehr und Angela Merkel stehen für die Autorin gleichwohl für einen kontinuierlichen Abstieg konservativer Frauenpolitik. Diese wurde und wird bei der CDU von Männern "gemacht" ‑ keine der Amtsträgerinnen hat je eine eigene Reform auf den Weg bringen können. Frauenpolitik war hier von Anbeginn auch niemals Zweck an sich, Zugeständnisse an Frauen wurden von der CDU immer für anderweitige, ob arbeitsmarkt‑, familien‑ oder finanzpolitische, oder aber wahltaktische Interessen funktionalisiert. Während sich die CDU mit Hilfe der hoch qualifizierten und sich eine gewisse Eigenständigkeit gegenüber der Parteipolitik bewahrenden Rita Süßmuth noch frauenpolitische Glaubwürdigkeit verschaffen konnte, hat sie sich mit Claudia Nolte ‑ konservativ, junge Mutter, feministisch unbelastet ‑ endgültig eine noch dazu rechtskonservative willfährige Gehilfin an ihre Seite geholt. Der Autorin zufolge stellt die Ernennung Claudia Noltes im Zeitalter der Emanzipation ein politisches Phänomen dar, an dem sich die genuinen Intentionen Kohlscher Politik ebenso wie der aktuelle Zustand der bundesdeutschen Gesellschaft aufzeigen läßt.
Julia Schmidt-Häuer (JSH)
Dr., Referentin im wissenschaftlichen Dienst der SPD-Bürgerschaftsfraktion in Bremen.
Rubrizierung: 2.362.331 Empfohlene Zitierweise: Julia Schmidt-Häuer, Rezension zu: Mechtild M. Jansen: Das Claudia-Nolte-Phänomen Bonn: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/3011-das-claudia-nolte-phaenomen_3934, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 3934 Rezension drucken
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