/ 20.06.2013
Rüdiger Liedtke
Das Energie-Kartell. Das lukrative Geschäft mit Strom, Gas und Wasser
Frankfurt a. M.: Eichborn 2006; 218 S.; geb., 19,90 €; ISBN 3-8218-5630-0In einer Gesellschaft, die so sehr auf die Verfügbarkeit von elektrischer Energie angewiesen ist wie die unsere, bedeutet die Kontrolle über die Energieversorgung letztlich auch politische Macht. In Deutschland teilen sich nach der so genannten Marktliberalisierung des Stromsektors im Wesentlichen vier Konzerne den Strommarkt: E.ON, RWE, Vattenfall Europe und EnBW. Der Journalist Liedtke analysiert die Abhängigkeit, die durch diese Struktur geschaffen worden sind. Sie beschränkt sich nicht nur auf die Beeinflussung politischer Entscheidungen durch Lobbyisten der Energieindustrie, sondern gilt auch für die Preisgestaltung. Mit Marktwirtschaft hat das allerdings nur noch bedingt zu tun: Die Energiekonzerne bilden nach Liedtkes Meinung ein Kartell. Wie es zu dieser Situation kam, zeigt er in einem Rückblick auf die Geschichte der Energieversorgung in Deutschland, bei der er das Schwergewicht auf das letzte Jahrzehnt legt. In dieser Zeit entwickelte sich nach der Liberalisierung des Energiemarktes eine Vielzahl von Energieanbietern, aber den großen Konzernen gelang es durch überhöhte Netzgebühren und systematische Übernahmen die Konkurrenten auszustechen. Liedtke beschreibt ihre Strategien in der Aufbauphase aber auch beim Versuch, ihre Position zu sicher. Alle begannen, sich auf ihr Kerngeschäft, die Versorgung mit Strom und Gas zurückzuziehen, wo die Profitmöglichkeiten am besten waren. Bei E.On fand nach Liedtkes Meinung sogar „der größte Ausverkauf der deutschen Unternehmensgeschichte“ statt (111). Die hohen Gewinne hätten es allen daraufhin erlaubt, im Ausland auf Einkaufstour zu gehen, was ihre Macht noch einmal deutlich erhöht habe. Im Inneren weiß Liedtke von sehr engen Verflechtungen zwischen Politik und Energiekonzernen zu berichten, die etwa bei der Genehmigung des Braunkohleabbaus der RWE in NRW nützlich gewesen seien. Insgesamt hält der Autor es für problematisch, dass der Staat sich durch die Marktöffnung des Energiesektors vieler Handlungsoptionen beraubt hat. Der Spielraum der Städte und Kommunen werde stetig kleiner.
Walter Rösch (WR)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.341 | 2.342 | 2.331
Empfohlene Zitierweise: Walter Rösch, Rezension zu: Rüdiger Liedtke: Das Energie-Kartell. Frankfurt a. M.: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/25773-das-energie-kartell_29919, veröffentlicht am 16.08.2007.
Buch-Nr.: 29919
Inhaltsverzeichnis
Rezension drucken
M. A., Politikwissenschaftler.
CC-BY-NC-SA