/ 21.06.2013

Thorsten Loch
Das Gesicht der Bundeswehr. Kommunikationsstrategien in der Freiwilligenwerbung der Bundeswehr. 1956 bis 1989
München: R. Oldenbourg Verlag 2008 (Sicherheitspolitik und Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland 8); XIV, 380 S.; geb., 29,80 €; ISBN 978-3-486-58396-0Geschichtswiss. Diss. HSU Hamburg; Gutachter: B. Wagner. – Der Autor verfolgt in dieser detaillierten Studie die These, die öffentlich verbreiteten Selbstbilder der Bundeswehr böten Aufschluss über die dahinter verborgenen politischen und gesellschaftlichen Ordnungsvorstellungen. Somit ließe sich das Verhältnis von Armee, Staat und Gesellschaft in der Periode des Kalten Krieges herausarbeiten. Methodisch lehnt sich Loch an eine Trias aus Militär- und Werbegeschichte sowie der gegenwärtig diskutierten Historischen Bildkunde an und zieht somit vor allem Werbeplakate und -anzeigen zurate. Der Autor stellt im Wesentlichen folgende Fragen: Welches Gesicht der Bundeswehr wird in der Werbung entworfen? Welche Rolle spielen die Bilder bei der Freiwilligenwerbung? Für die 50er- und 60er-Jahre wirft er zudem einen Seitenblick auf die NVA. Immer im Vergleich zum nationalsozialistischen Soldatenbild meint der Verfasser ein postheroisches Bild konstatieren zu können. Der Soldat der Bundeswehr werde vor allem im Zusammenhang von Technik, Militärromantik und Sport gezeigt, wobei es sich um eine typisch männliche Erlebniswelt handele. Eine Bewährung im Kampf werde nie dargestellt. Bei der Lektüre der Bilddeutungen und Abbildungen stellt sich jedoch der Eindruck ein, dass der Traditionsbruch für die frühen Jahre überpointiert dargestellt wird. Zwar handelt es sich keineswegs um typische Darstellungen wie in der NS-Zeit, jedoch liest der Autor beispielsweise eine farblich abgesetzte Aura um Soldatenköpfe als Konzentration und Individualisierung der Person. Allerdings handelt es sich dabei auch um ein sehr traditionelles Darstellungselement zur Illustration von Ruhm und Sakralität des Heroischen, ja des Todes auf dem Altar des Vaterlandes. Insofern scheinen die ästhetischen Traditionslinien bei der Untersuchung zu kurz gekommen.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.324 | 2.313
Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Thorsten Loch: Das Gesicht der Bundeswehr. München: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/28729-das-gesicht-der-bundeswehr_33879, veröffentlicht am 24.06.2008.
Buch-Nr.: 33879
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Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
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