/ 22.06.2013
Isabel Kneisler
Das italienische Parteiensystem im Wandel
Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011; 289 S.; 39,95 €; ISBN 978-3-531-17991-9Diss. FU Berlin, Gutachter: O. Niedermayer. – Die Autorin beschreibt die Entwicklung des italienischen Parteiensystems seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung seit den 90er-Jahren, der Zeit also, in der sich in Italien ein verkrustetes politisches System, das sich durch Klientelismus, fehlende Elitenrotation und Korruption charakterisierte, auflöste und in ein anderes politisches System übertrat. Entgegen der landläufigen Meinung, derzufolge in Italien viele kleine und unterschiedliche Parteien existieren, sieht Kneisler seit 1990 eine Phase der „Bipolarisierung“. Darunter versteht sie die Gruppierung der Klein- und Kleinstparteien um einen gemeinsamen Block und somit zum Zusammenschluss zu der sogenannten „centrodestra“ oder „centrosinistra“. Wo Kneisler bei den Parteien ein hohes Aktivitätsniveau und eine ständige Änderung der Systemeigenschaft sieht, bleibt ihrer Meinung nach das Wahlverhalten der Wähler zu dieser Zeit relativ konstant und die Konfliktlinien vor 1990 bleiben auf der „Nachfrageseite“ die gleichen wie in der Zeit danach. Die Wahlrechtsreform im Jahr 2005 habe die Bipolarität dagegen auch auf der „Angebotsseite“, also aufseiten der Parteien hergestellt und es seien in einem hoch fragmentierten Umfeld erstmals zwei dominante Parteien entstanden, die Popolo della Liberta und die Partito Democratico, welche wiederum zu einer Phase der neuen Stabilität geführt hätten. Die Autorin beschreibt, und dies ist für interessierte Leser ein Gewinn, faktenreich die Entwicklung der italienischen Parteien und ihr Zusammenspiel. Bedauerlicherweise geraten durch diese genaue Beschreibung Kontextvariablen in den Hintergrund, die eine wichtige Erklärungsfunktion in dem betrachteten System übernehmen können – dazu gehören z. B. der Irakkrieg, die Wirtschaftsentwicklung oder die Einflüsse der Europäischen Union. Dennoch verhilft das Buch zu einem aktuellen Einblick in die Entwicklung italienischer Parteien jüngerer Zeit.
Jens Wassenhoven (JWN)
Dipl.-Kfm., Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.61 | 2.22 | 2.24
Empfohlene Zitierweise: Jens Wassenhoven, Rezension zu: Isabel Kneisler: Das italienische Parteiensystem im Wandel Wiesbaden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/33679-das-italienische-parteiensystem-im-wandel_40338, veröffentlicht am 10.05.2011.
Buch-Nr.: 40338
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Dipl.-Kfm., Dr., Politikwissenschaftler.
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