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/ 22.06.2013
Robert Harmsen (Hrsg.)

Debating Europe. The 2009 European Parliament Elections and Beyond

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2011 (Schriftenreihe des Arbeitskreises Europäische Integration e. V. 71); 280 S.; 49,- €; ISBN 978-3-8329-5807-7
Die Mehrheit der wissenschaftlichen Publikationen zu den europäischen Parlamentswahlen orientiert sich an der von Karlheinz Reif und Hermann Schmitt 1980 formulierten Hypothese der Second-Order National Elections. Danach perzipierten die Wähler die Europawahlen als sekundäre Arena des nationalen Parteienwettbewerbs und nutzten die Wahl dazu, durch die Stimmabgabe für kleinere europaskeptische Parteien gegen die etablierten Parteien zu protestieren. In diesem Sammelband, der aus der im Oktober 2009 an der Europäischen Akademie Otzenhausen abgehaltenen Konferenz „National European Debates and the 2009 European Parliament Elections – learned for the future“ hervorging, wird deutlich, dass dieses Modell wichtige Forschungsfragen blockiert. Darüber hinaus liefert er mit seinem Willens- und Identitätsbildungsprozesse fokussierenden, diskurstheoretischen Forschungsprogramm auch eine wichtige Alternative zum vorherrschenden Paradigma. Die Autoren der einzelnen Beiträge fragen, auf welche Weise das Projekt Europa in unterschiedlichen nationalen Diskursen besprochen wird, welche Bedeutung ihm vonseiten der wichtigsten politischen Akteure und der Massenmedien verliehen wird, welche Chancen, Fehlentwicklungen und Perspektiven geltend gemacht werden und wie die weitere europäische Integration legitimiert oder infrage gestellt wird. Dabei werden vier Achsen identifiziert, die sich in den anti- oder pro-europäischen Diskursen der Parteien und der Medien mitunter überkreuzen: Diskurse, die das politische Projekt der europäischen Integration infrage stellen, Diskurse, die die soziale und ökonomische Integration kritisieren, Diskurse, die die nationale Identität der Einzelstaaten gefährdet sehen, sowie die unterschiedlichen pro-europäischen Diskurse, die die Leistungen und Chancen eines geeinten Europas unterstreichen. Der Aufbau des Bandes folgt einer politisch-geografischen Ordnung. Die einzige Schwäche der qualitativ ausgerichteten Beiträge besteht darin, dass das jeweilige methodische Vorgehen mitunter im Dunkeln bleibt. So wird zum Beispiel keine Rechenschaft abgegeben über die Auswahl der Dokumente, die als relevante Diskursfragmente identifiziert und analysiert werden.
Marius Hildebrand (HIL)
M. A., Politikwissenschaftler, Doktorand, Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 3.43.33.7 Empfohlene Zitierweise: Marius Hildebrand, Rezension zu: Robert Harmsen (Hrsg.): Debating Europe. Baden-Baden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/34130-debating-europe_40937, veröffentlicht am 06.10.2011. Buch-Nr.: 40937 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
CC-BY-NC-SA
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